Zukunftsfähigkeit, Wissensabfluss und demografischer Wandel
Das Wissen, die Erfahrungen und Fähigkeiten der Mitarbeitenden, aber auch deren Verfügbarkeit, sind die Basis für den Erfolg jedes Unternehmens. Dies gilt ebenso für unsere Lufthansa. Doch die Situation sieht anders aus, denn in den letzten Jahren wurden viele Entscheidungen getroffen, die sich jetzt negativ auswirken.
Wir hatten und haben infolge der Reorganisation einen merklichen Abfluss von Wissen und Erfahrung zu verzeichnen, ohne, dass mit außergewöhnlichen Initiativen versucht worden wäre, gegenzusteuern. Nicht nur durch die Veränderungen seit Corona, sondern auch durch den demografischen Wandel sowie die starke Reduktion der Belegschaft innerhalb der Reorganisation sind wir an einem Punkt angekommen, an dem klar festgestellt werden muss: Uns fehlen Personal, Erfahrung und Kompetenz!
Die Entscheidungen während der Corona-Phase waren falsch, und wir haben uns mit der Reorganisation auf der einen Seite ein Überlastungsthema, und auf der anderen Seite, durch „NOW“ einen verheerenden Wissensabfluss eingekauft. Zudem wurden die Auswirkungen des demografischen Wandels grundlegend unterschätzt.
Dies alles führt dazu, dass unser erfahrenes Personal weiter abwandert, wir uns innerhalb unseres Unternehmens und Konzerns regelrecht „kannibalisieren“, da alle Bereiche suchen und ausschreiben und wir nicht genug neue Kolleginnen und Kollegen finden, die Interesse haben, bei uns anzufangen.
Immer wieder werden wir vertröstet, mit der Digitalisierung würde alles besser. Leider glaubt der Arbeitgeber, dadurch den Personalaufbau reduzieren zu können, aber die Digitalisierung kommt nur schleppend voran oder funktioniert überhaupt nicht.
Der Einsatz von Rentnern bzw. das Verschieben/Unterbrechen des ATZ-Freizeitblockes bzw. des Renteneintrittes ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein, die Rekrutierungsbemühungen dauern zu lange. Und wenn jemand für unsere Teams gewonnen werden kann, ist das Onboarding auch nicht unproblematisch. Statt die erste Chance für Wertschätzung zu nutzen, wandelt sich der Anfangsenthusiasmus erwartungsgemäß schnell in Unzufriedenheit. Wir haben aktuell keine Willkommenskultur für die neuen Kolleginnen und Kollegen, und die bestehende Belegschaft erhält keinerlei Anerkennung für ihren zusätzlichen Einsatz bei deren Einarbeitung und Schulung.
Unsere Forderungen
- Den Ängsten vor Überforderung und davor, dem ständigen Druck „nicht stand halten zu können“ muss energisch entgegengewirkt werden.
- Es muss alles dafür getan werden, um eine Einarbeitung zu gewährleisten, die die aktuellen Kolleginnen und Kollegen nicht weiter belastet.
- Es gilt den Wissens- und Kompetenzabfluss zu stoppen und wieder zu dem Unternehmen zu werden, das eine Willkommens- und Wertschätzungskultur lebt, und uns damit wieder zu dem „gesuchten“, attraktiven Arbeitgeber werden lässt, der wir doch eigentlich sein wollen.
Michele Väthröder-Weber, Torsten Pfeiffer, Bettina Reissner