01.03.2022

Was ist eine Gewerkschaft?

​Immer wieder tauchen im Lufthansa-Konzern Gruppierungen auf, die sich „Gewerkschaft“ nennen, Tarifverträge abschließen oder die Tarife der Lufthansa einer anderen Gewerkschaft übertragen wollen. Beispiele dafür sind der (seit Jahren erfolglose) Versuch, der IGL tariffähig zu werden, oder die Initiative Bündnis Technik in Hamburg, die die IG Metall bei LH etablieren will (was diese gar nicht will und kann).


Gewerkschaft © Thomas Reimer AdobeStocks

Warum sind all diese Versuche gescheitert?

Dazu muss man zunächst wissen, was eine Gewerkschaft ist und wie Gewerkschaften in Deutschland funktionieren. Die im Grundgesetz festgeschriebene Koalitionsfreiheit gibt Arbeitnehmern das Recht, sich zu Gewerkschaften zusammenzuschließen. Doch es gelten die folgenden Anforderungen:

Freiwilligkeit: jeder Mensch hat die Freiheit, Mitglied zu werden und auch wieder auszutreten

Unabhängigkeit:Der Einfluss von Staat, Kirchen, Parteien und insbesondere der Arbeitgeber muss ausgeschlossen sein. Eine Finanzierung durch dritte ist ausgeschlossen. Satzungszweck ist es, Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen zu fördern und erhalten Demokratische Organisation: Sie erfolgt durch Wahlen und Mitbestimmung der Mitglieder

Das Tarifvertragsgesetz schreibt vor, dass nur Gewerkschaften und Arbeitgeber Tarifverträge abschließen können. Dafür muss eine Gewerkschaft aber tariffähig sein.

Es müssendie folgenden Kriterienerfülltsein:Soziale Mächtigkeit:

Die Gewerkschaft muss eine durchsetzungsfähige Organisation und eine entsprechende Anzahl von Mitgliedern verfügen. Diese müssen grundsätzlich zu Arbeitskampf-Maßnahmen bereit sein. Auch muss die Gewerkschaft schon Tarifverträge abgeschlossen haben.

Tarifwilligkeit:

Die Gewerkschaft muss bereit und fähig sein, über alle Arbeitsbedingungen, Löhne und Gehälter zu verhandeln und Abschlüsse zu erzielen.

Durchsetzungswille:

Die Gewerkschaft hat den Willen, Tarifverhandlungen zu führen und tarifrechtliche Forderungen auch mit Streiks durchzusetzen.

DerDGB

Die großen Gewerkschaften in Deutschland sind im DGB organisiert. Hierzu zählen z.B. Ver.di und die IG Metall. DGB-Gewerkschaften sind Partner, nicht Konkurrenten. Eine DGB-Gewerkschaft wird nie die Tarifhoheit in einem Unternehmen anstreben, in dem einen andere DGB-Gewerkschaft die Tarife hält. Dazu hat sich z.B. die IG Metall im Falle von LHT ausdrück- lich bekannt.

WarumGewerkschaftslisten in den Betriebsratwählen?

Betriebsräte von Gewerkschaftslisten sind für alle da. Hier geht es nicht um einzelne Abteilungen oder Gruppierungen von Mitarbeitern, sondern um das große Ganze. Die Kandidaten kommen aus dem ganzen Betrieb und sind meist langjährig als Vertrauensleute in der Gewerkschaft aktiv. Gewerkschaftslisten sind über alle Unternehmensebenen vernetzt und können sich so untereinander abstimmen. Auch arbeiten Gewerkschafts-Vertreter in Aufsichtsräten, Tarifkommissionen und anderen Gremien mit, sind innerhalb der Branche und darüber hinaus vernetzt und betreiben Lobbyarbeit in der Politik. Und nur so bekommen sie Informationen über anstehende Entwicklungen, weit bevor diese in der Presse erscheinen.

Doch nicht jede Liste mit Gewerkschafts-Mitgliedern ist auch eine Gewerkschaftsliste. Und nur die Gewerkschaftslisten sind in diesen Informationsfluss ein- gebunden. Also lasst Euch keinen Bären aufbinden.

Nurwo ver.di drauf steht,ist auchver.di drin

BernhardFritz



Gewerkschaft ver.di vl Autor: Bernhard Fritz

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