Vorwort Anke Heß 02/2019
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
ich begrüße Sie zu unserem neuen VL-Magazin. Das erste Magazin ohne die Mitwirkung von Werner Langendörfer.
Ich habe lange überlegt, was ich schreibe. Es stehen (mal wieder) große Veränderungen für die Lufthansa im Allgemeinen an.
Gestern Abend war ich zu einer Musikveranstaltung. Musik, die von einer Coverband wiedergegeben wurde. Da sagt es sich schnell, dass das doch alles viel besser ist, als die Musik heute. Aber die Musik heute höre ich auch gerne (zum großen Teil jedenfalls), sie ist nur anders. Mit den „Oldies“ bin ich alt geworden und sie erinnern mich an schöne Zeiten. Es geht hier zwar ursächlich um die Musik, aber auch für das Berufsleben ist dies anwendbar.
Früher war alles besser. Wie oft höre ich das. Aber war es wirklich besser und nicht einfach nur anders?
Alles entwickelt sich weiter. Der Mensch, die Arbeitswelt, das Umfeld. Veränderungen sind erwiesenermaßen das Schwierigste, mit denen der Mensch klarkommt. Stillstand ist der Tod. Der eine steckt es einfach weg, der nächste braucht seine Zeit, um die Änderung zu akzeptieren und der dritte verharrt im alten System. Veränderungen, oder auch nur Änderungen, die wir nicht nachvollziehen können, weil wir nicht verstehen, warum es anders besser werden soll, bereiten uns generell Schwierigkeiten.
So geht es vielen von uns mit dem Übergang von Teilen der PD Fleet Service der LHT FRA und MUC zur „Mutter DLH“. Bis heute ist nur klar, welche Teile komplett übergehen. Die Abteilungen, bei denen eine Aufteilung stattfindet, befinden sich gewissermaßen „im luftleeren Raum“. Es gibt mittlerweile Aussagen über das zukünftige Bild in der LHT und auch in der DLH. Einige Verhandlungstermine der Mitbestimmungsgremien mit dem Arbeitgeber haben mittlerweile stattgefunden. Der „Schnitt“ ist in Arbeit und wurde Ende Mai verkündet. Dann wird dieses Thema Ende Juni im Konzernvorstand diskutiert, um dort dann die letztendliche Entscheidung zu fällen. Ab dann kann erst die Arbeit an einem Interessenausgleich und evtl. auch Sozialplan beginnen.
Verhandlungen mit ver.di finden ebenfalls statt. Mittlerweile gibt es auch eine Ankündigung des AGVL und von ver.di, dass man hier ein Ergebnis erzielt hat, das die betroffenen Kolleginnen und Kollegen nicht schlechter stellt, als wären sie in der LHT verblieben. Die Schwierigkeit war es, ein Tarifvertragssystem, welches sich 2008 in Geschäftsfeldtarife aufgeteilt hat, für die Betroffenen wieder unter einen Hut zu bekommen. Und zwar ohne Nachteile für die Beschäftigen. Darauf haben unsere Kolleginnen und Kollegen in der Tarifkommission geachtet. Dieses Ergebnis kann durchaus als großer Erfolg der ver.di/VL Tarifkommission gesehen werden. Es gibt betriebliche Gruppen, die der Ansicht sind, solche Betriebsübergänge seien ein Anlass oder gar ein Grund die Tarifbedingungen zu verbessern. Angesichts ungekündigter Tarifverträge und dem Wissen, dass noch nie ein Betriebsübergang zur Tariferhöhung geführt hat, kann man solche Forderungen bestenfalls „naiv“ nennen. Details dieser Vereinbarung finden Sie auf unserer Homepage www.vluftfahrt.de.
Trotzdem ist der Betriebsübergang zur DLH, die Betriebsänderung bei der LHT und die noch zu erledigenden Dinge mehr als sportlich mit dem gesetzten Termin 01.01.2020.
Noch ein Thema das bewegt. Der Verkauf der LSG. Die Art und Weise, in der hier der Wandel vom Aviation Konzern zum Airline Konzern vollzogen wird, startet schleichend. Die Kolleginnen und Kollegen haben dort über viele Jahre immer nur abgegeben. Lohneinbußen, ein Weniger bei den Tariferhöhungen und Urlaubstage waren die Opfer. All diese Zugeständnisse wurden unter der Vorgabe des langfristigen Erhalts der Arbeitsplätze gemacht. Jetzt stellt die Belegschaft fest: es hat nichts genutzt, außer einer „Verlängerung des Sterbens“. Und dies trotz des guten Ergebnisses, welches die LSG trotz den Sanierungsschritten erzielt hat. Nun also steht die LSG zum Verkauf. Warum, fragen sich die Beschäftigten? Gewinne nicht hoch genug? Mit einer Produktion unter anderen Tarifverträgen oder im Ausland mehr Gewinn? Dass sich in einer solchen Situation die Kolleginnen und Kollegen wehren, können wir alle nur solidarisch unterstützen. LSG not4sale!
Wenn sich also der LH Konzern nur noch auf das „Fliegen“ zurückzieht, kann stark vermutet werden, dass auch anderen Konzernteilen ein ähnliches Schicksal wie der LSG droht…
„Divide et impera“ – teile und herrsche, schon das römische Reich wurde nach dieser Maxime regiert. Es hat einige Jahrhunderte überlebt… Was wird also aus den Lufthansa Betriebsteilen, die sich nicht direkt mit dem „Fliegen“ beschäftigen?Alles bleibt anders
Beste Grüße
Anke Heß