01.01.2025

Vorwort

Liebe Mitglieder der Vereinigung Luftfahrt,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
herzlich willkommen zu einer weiteren Ausgabe des Vereinigung Luftfahrt Magazins. Die Luftfahrtindustrie erlebt momentan eine Zeit dynamischer Veränderungen.


Anke Heß 2019 © VL VL

Die Herausforderungen sind politische Spannungen, Klimawandel, technische Störungen, die hohen staatlichen Kosten für die Branche und auch die Art und Weise, wie nach Corona die Menschen rund um den Globus reisen.

Erst einmal richtet sich unser Augenmerk auf die wirtschaftliche Lage der Lufthansa. Ungeachtet globaler wirtschaftlicher Turbulenzen hat die Lufthansa ihre Position als führende europäische Fluggesellschaft behauptet. Die jüngsten Geschäftsberichte zeigen gleichwohl ein durchwachsenes Bild, aber auch, dass die Airline trotz des intensiven Wettbewerbsdrucks und der Unsicherheit auf den internationalen Märkten eine bemerkenswerte Widerstandskraft und Anpassungsfähigkeit bewiesen hat. Die finanziellen Schwierigkeiten sind ein Resultat aus einer Kombination von pandemiebedingten Einbrüchen, steigenden Betriebskosten und einem weiter verschärften Wettbewerb am Markt. Die Corona Pandemie hat die Bedeutung von Flexibilität und Innovation unterstrichen und die Lufthansa hat durch strategische Investitionen in Digitalisierung und Nachhaltigkeit bedeutende Fortschritte gemacht. Trotzdem steckt der Airlinebetrieb Lufthansa in Schwierigkeiten und muss an seinen Zahlen arbeiten.

Zum einen sind die Lieferprobleme der neuen Flugzeuge ein Thema. Verzögerungen bei der Auslieferung von neuen Maschinen haben die Planung und die betriebliche Effizienz der Lufthansa erheblich beeinträchtigt. Die älteren Flugzeuge müssen länger im Einsatz bleiben und erhöhen somit die Betriebskosten und die Reduzierung des CO2-Fußabdrucks wird erschwert. Dazu kommen noch verschiedene technische Probleme. Viele Flüge, die geplant waren, wurden aus dem Programm genommen. Auch das 5 Star Image der Airline steht - nicht nur bei den Kunden - in Frage. Flugzeugverfügbarkeit, Materialverfügbarkeit und Mitarbeiterverfügbarkeit sind weiterhin ein Problem.

Ein zentrales Thema ist die Zufriedenheit der Mitarbeitenden der Lufthansa. Die Belegschaft ist das Herzstück des Unternehmens und deren Wohlbefinden ist entscheidend für den langfristigen Erfolg. In der Zwischenzeit wurden zwar Anstrengungen unternommen, die Arbeitsbedingungen zu verbessern und ein positives Arbeitsumfeld zu schaffen, aber durch pandemiebedingte Einschnitte, wie z.B. fehlende Mitarbeitende und die hohe Arbeitsbelastung gibt es weiterhin die Herausforderung, die physische und psychische Gesundheit der Mitarbeitenden nicht aus den Augen zu verlieren. Der Druck und die Not ist an vielen Stellen groß.

Ein heißes Thema in der Branche sind die letzten Tarifabschlüsse. Die Verhandlungen über die Gehälter und Arbeitsbedingungen der Mitarbeitenden haben zu intensiven Diskussionen geführt, insbesondere wegen der „angeblich zu hohen“ Tarifabschlüsse im Bereich der Lufthansa. Die Tarifverhandlungen haben im Jahr 2024 zu einer Erhöhung der Gehälter geführt. Diese war notwendig und ist gerechtfertigt. Um wirtschaftliche Unsicherheit und Inflation abzudecken zum einen und um qualifizierte und engagierte Mitarbeitende zu halten und auch neue Kolleginnen und Kollegen am Markt zu gewinnen zum anderen. Die Konkurrenz, die ebenfalls um Mitarbeitende buhlt, ist groß. Nur ein tatsächlich - in allen Anforderungen - attraktives Unternehmen, kann hier gewinnen. Dies haben die Kolleginnen und Kollegen durch Ihre Streikbereitschaft unterstrichen und die Forderung dadurch getragen.

Um die DLH und damit die Lufthansa Airline künftig effizienter, produktiver, schlanker, also deutlich kostengünstiger aufzustellen, wurde das Programm "Turnaround" initiiert. Diese Krise kommt nicht von außen, sondern von innen. Die strukturellen Themen müssen gezielt angegangen werden und nicht einfach durch Stellenabbau oder Absenkung von Tarifverträgen „behoben“ werden. Die Mitbestimmung ist involviert und mit dem Tarifpartner wurde ein erstes Gespräch geführt.

Aus welchen Gründen das 5 Jahre dauernde Joint Venture AERQ – eine Verbindung von LG und LHT für ein neues Inflight Entertainment System – beendet wurde ist durch die Begründung, dass AERQ vor erheblichen Hindernissen beim Eintritt in den sensiblen IFE-Markt stehen würde, nicht ersichtlich. Das Produkt stellte eines der fortschrittlichsten Systeme am Markt dar. Im Mai hatte das Kartellamt auf Antrag die Freigabe für den „Erwerb der Alleinkontrolle“ an AERQ für die LHT genehmigt. Anfang November hat der Lufthansa Vorstand einen Rückzieher gemacht. Auf Kosten von 180 Arbeitsplätzen von AERQ in Hamburg.

Während weitere innerdeutsche Flüge gestrichen werden, hat die EU-Kommission die Zugeständnisse der Lufthansa zum Einstieg bei der staatlichen italienischen Fluggesellschaft ITA Airways nun endgültig gebilligt. Lufthansa kann nun mit 41% für 325 Millionen Euro einsteigen. Die Auseinandersetzung zwischen Condor und Lufthansa um Zubringerflüge ist auch noch nicht abschließend geklärt.

Insgesamt zeigt sich, dass die Lufthansa vor einer Vielzahl von Herausforderungen steht, aber auch zahlreiche Chancen hat. Die wirtschaftliche Lage bleibt in einzelnen Bereichen weiterhin angespannt.

Ein schwieriges Jahr voller Herausforderungen neigt sich dem Ende zu. Ich wünsche Ihnen besinnliche Weihnachtsfeiertage und ein gesundes und erfolgreiches neues Jahr.

Liebe Mitglieder, Kolleginnen und Kollegen achten Sie auf sich und bleiben Sie gesund!

Beste Grüße


Vorwort VL Magazin 02/2024 Autor: Anke Heß

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