Vorwort Magazin 01/2024
Liebe Mitglieder,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
im Jahr 2024 ist schon wieder das erste Drittel um und der Jahresabschluss 2023 ist verkündet.
Der Tarifvertrag wurde im Dezember gekündigt und seit Februar liefen die Verhandlungen. Erst einmal mehr schlecht als recht, so mein Eindruck. Die Streikbereitschaft demonstriert den Willen zu Veränderungen und Durchsetzung der Forderungen und das wurde dem Arbeitgeber, der Verhandlungskommission und letztendlich auch den Schlichtern deutlich gezeigt.
Das zwingt den Arbeitgeber auf Forderungen einzugehen. Aber das ist genau das Szenario, das wir schon immer hervorgehoben haben. „Nur gemeinsam sind wir stark“ Und das hat man bei den Streiks sehr deutlich gesehen. Alle ziehen an einem Strang, um die Forderungen durchzusetzen, die Angebote nach dem ersten Streik hatten sich angefangen zu verbessern. Da die Urabstimmung weitere Streikbereitschaft aufgezeigt hat, hat dies die Position in den Verhandlungen mit Arbeitgebern und Schlichtern noch einmal verbessert. Letzten Endes waren die ver.di/VL Tarifkommission, der Arbeitgeber und nach Befragung auch die Mitglieder bereit, den Schlichtungsspruch anzunehmen. Wir haben also einen neuen Tarifvertrag, auch wenn er nun 24 Monate gültig ist. Ich finde, das Ergebnis kann sich mehr als nur „sehen lassen“.
Ein Kompromiss bedeutet, die eigene Position zu verlassen und sich auf eine neue gemeinsame Position zu bewegen. Ziel ist ein gemeinsames Ergebnis. Der Kompromiss lebt von der Achtung der gegnerischen Positionen und gehört zum Wesen der Demokratie. Letzten Satz erachte ich als besonders wichtig, denn wenn die gegenseitige Achtung flöten geht, dann gibt es letztendlich nur Unzufriedenheit bei allen Beteiligten. Ich hoffe, dass etwas aus den Verhandlungen gelernt wurde. Je mehr an einem Strang ziehen, um so besser das Ergebnis. Die Bündelung von Stärke im Betrieb führt die Tarifverhandlungen! Und mit einer starken Beteiligung oder besser „Rückendeckung“ kann das Ergebnis nur besser werden.
Das Jahr 2024 ist für die Lufthansa turbulent gestartet. Viele Sitzungen des „Irreg-Stabs“ durch u.a. Eisregen, die Streiks, uvm. Auch wenn einer oder mehrere der Punkte abgeschlossen sind, sind schon wieder neue Herausforderungen in Sicht.
Die angekündigten und lange erwarteten Flugzeuge haben zum Teil noch immer Delay. Es scheint, dass A350 und 787 in zeitlicher Nähe eintreffen und dann auch (hoffentlich) einsatzbereit sind. Die 777-9 ist leider erst für nächstes Jahr avisiert. In der Kurzstrecke gehen wohl einige Flieger ins „Parking“ wegen Motorreparaturen das Recruiting neuer Mitarbeiter läuft über viele Kanäle. Trotzdem, Knowhow-Aufbau ist auf die Schnelle nicht möglich. Die Qualifikationen, z.B. im Bereich Technik, die in nächster Zeit das Unternehmen wegen ATZ oder Rente verlassen, sind hoch und es wird Jahre dauern, bis dieses Wissen wieder aufgebaut und vorhanden ist.
Die Lufthansa - Einstellungshistorie ist gut nachvollziehbar. Schnelles Trennen in Krisen um dann anschließend festzustellen: „uups, da fehlen ja Leute“. Schnell wieder einstellen. Das wiederholt sich in entsprechenden Wellen. Nur das mit dem „schnell wieder einstellen“ funktioniert heute nicht mehr so arg gut. Angebot und Nachfrage liegen zu weit auseinander und die, die einen Job suchen, können sich heute den attraktivsten Arbeitgeber aussuchen. Mit kreativen, auch teils staatlich unterstützten Lösungen könnte sich der Konzern in Krisenzeiten besser aufstellen und Knowhow halten.
Für neue Kolleginnen und Kollegen sind nicht nur die Gehaltsvorstellungen, die scheinbar im Vordergrund stehen, interessant. Arbeitsmaterial, Arbeitsumfeld, entsprechende Freizeit, Wertschätzung der Arbeit und der Person – eben eine „perfekte“ Unternehmenskultur. Ein guter Arbeitsplatz ist entscheidend für das Wohlbefinden und die Produktivität der Mitarbeitenden. Er berücksichtigt nicht nur die physische Gesundheit, sondern auch die soziale und psychische Gesundheit. Das führt zwangsläufig zu höherer Zufriedenheit, Produktivität und Mitarbeiterbindung. Die junge Generation tickt anders und auch dafür kann und muss es Lösungen gebben
Vielleicht ändert sich nun etwas. „Neue Besen kehren gut“ (nur nicht unbedingt besser). Der Vorstand der DLH findet sich fast neu. Es bleibt die Hoffnung auf positive Veränderung durch die „weitreichende Umstrukturierung des Vorstands“. Frau Förster, Herr Hohmeister und Herr Kaiser verlassen das Unternehmen zum 30.06.2024, Herr Steenbergen zum Tag der Hauptversammlung am 7.5.2024.
Neu in den Vorstand berufen wird Grazia Vittadini, die derzeit CTO bei Rolls Royce ist und erste Frau und Technik Vorstand bei Airbus war. Sie übernimmt als Chief Technology Officer das Ressort „Technik und IT“. Dieter Vranckx ist derzeit CEO von Swiss International Air Lines. Als CCO ist er für die strategische Ausrichtung des Unternehmens, Marketing und Vertrieb verantwortlich.
Fehlt nur die Neubesetzung des Finanzresorts, welches Herr Niggemann übergangsweise zusätzlich innehat. Der Personalvorstand sollte einzig das Thema Personal verantworten, denn darin liegt die Zukunft des Unternehmens.
Ich wünsche Ihnen alles Gute.
Bleiben Sie gesund und achten Sie bitte auf sich.
Beste Grüße
Anke Heß