01.10.2016

Vorwort

Liebe Mitglieder,
liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

ich begrüße Sie recht herzlich zur letzten Ausgabe unseres VL-Magazins in diesem Jahr.
Ein ereignisreiches und spannendes Jahr neigt sich dem Ende zu, wobei die Worte „ereignisreich“ und „spannend“ im Zusammenhang mit den Entwicklungen im Lufthansa Konzern alles andere als positiv belegt sind.


Frank Schott © VL

In allen Geschäftsfeldern und an allen Fronten sind unsere Vertreterinnen und Vertreter in den Betriebsratsgremien und Tarifkommissionen fast pausenlos damit beschäftigt, mit der Geschäftsleitung um Lösungen zu ringen, Arbeitsplätze zu erhalten, Auslagerungen zu vermeiden und eine immer weitere Aushöhlung unserer Tarifverträge zu verhindern. Trotz zahlreicher, bereits durchgeführter Maßnahmen in den einzelnen Bereichen hat der Vorstand den Abbau vieler hunderter Arbeitsplätze im gesamten Konzern angekündigt. Diesen Arbeitsplatzabbau sozialverträglich zu gestalten und betriebsbedingte Kündigungen zu verhindern ist das oberste und wichtigste Ziel der Betriebsräte und Tarifkommissionen.

Sicherlich stoßen nicht alle Vereinbarungen, die bisher getroffen wurden, auf große Gegenliebe und Verständnis in der Belegschaft. Ich denke aber, keiner unserer ehrenamtlichen Vertreter in den betrieblichen und tari ichen Gremien hat es sich hierbei einfach gemacht und wird es auch in Zukunft sicherlich nicht tun. Hier ist immer die Verantwortung für viele Menschen im Vordergrund und die Frage muss ehrlich und schonungslos beantwortet werden, welchen „Gegenwert“, welchen Nutzen zu Gunsten der betroffenen Kolleginnen und Kollegen jedes einzelne Zugeständnis an den Arbeitgeber hat.

Die Tatsache, dass es bei diesen Analysen immer wieder die unterschiedlichsten Meinungen und Vorstellungen gibt, liegt auf der Hand, denn etwas „herzugeben“ fällt niemandem leicht und so vielfältig die Menschen in unserem Unternehmen eben sind, so unterschiedlich werden die Ergebnisse auch bewertet und entsprechend kritisiert.

Nun, die Stimmung in unserer Lufthansa ist denkbar schlecht, in allen Bereichen, in allen Geschäftsfeldern und bei allen Mitarbeitergruppen, egal ob Boden, Kabine oder Cockpit.

Ob ein Dienstleistungsunternehmen wie das unsere, sich eine derart „negative Zufriedenheit“ in der Belegschaft auf Dauer leisten kann ist mehr als fraglich.

Sicherlich wissen auch wir, dass der Konkurrenzdruck in unserer Branche immer stärker wird. Es ist aber an vielen Stellen auch ein Wettbewerb mit unlauteren Mitteln, dem unsere Regierung in Berlin tatenlos zuschaut, dass einem Angst und Bange wird: Arbeitnehmerrechte und ordentliche Tarifverträge sind gerade bei den arabischen Fluggesellschaften weitgehend unbekannt, andere umgehen alle möglichen Regelungen zum Thema Arbeitszeit, Tarifverträge und Steuern durch die abstrusesten Konstrukte und eine in Europa einmalige, nur in Deutschland geltende Luftverkehrssteuer erhöht den Kostendruck unnötig immer weiter.

Auch im Technikbereich ist der unerbittliche Konkurrenzkampf langsam, aber nun immer sichtbarer entbrannt: Es gibt immer mehr Billiganbieter im Ausland, die auf den Markt streben und nun überlegen auch die Flugzeughersteller, ihren Kunden das „rundum sorglos“ Paket anzubieten.

Ja, wir wissen um das Umfeld und um die Wettbewerbssituation in der Luftverkehrsbranche. Es verfestigt sich aber immer mehr der Eindruck, die Zeche sollen einzig und alleine die Tarifbeschäftigten tragen!

Wie tief der Frust bei den Kolleginnen und Kollegen sitzt, zeigt ein Leserbrief, der uns aus Hamburg erreicht hat. Eigentlich handelt es sich hierbei mehr um einen offenen Brief eines VL-Mitglieds an den Betriebsrat der Lufthansa Technik AG in Hamburg.

Wir haben sehr lange und auch kontrovers in unserem Redaktionsteam diskutiert, ob wir dem Wunsch nachkommen sollen, diesen Brief in unserem VL-Ma

gazin zu veröffentlichen. Die Meinungen hierzu waren sehr unterschiedlich, denn dieser Brief entspricht nicht unbedingt unserer Tradition, Kritik fair, sachlich und möglichst emotionsfrei zu äußern, da wir auf einen dauerhaften und konstruktiven Dialog hohen Wert legen.

Dem gegenüber steht aber auch die Meinungsfreiheit, die selbstverständlich auch bei uns einen hohen Stellenwert hat und wir die Meinung unserer Mitglieder nicht zensieren dürfen und auch nicht zensieren wollen.

Von daher bitte ich Sie alle, diesen Brief als das zu bewerten, was er ist: Die Meinung eines betroffenen Kollegen im Bereich HAM WM 4, der nach unseren Informationen keine Einzelmeinung darstellt und einen Teil der Stimmung in diesem Bereich widerspiegelt. Diesen Brief finden Sie auf Seite 18 in diesem Heft.

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

am 31.10.2016 fand in Groß-Gerau unsere jährliche Delegiertenversammlung statt, in dessen Verlauf auch der geschäftsführende Bundesvorstand neu gewählt wurde. Die Mitglieder des „alten“ Bundesvorstandes haben sich noch einmal zur Wahl gestellt und wurden von den Delegierten in ihren Ämtern bestätigt. Für dieses Vertrauen möchte ich mich, auch im Namen meiner beiden Kollegen Werner Zielina und Reinhard Bind, recht herzlich bedanken.

Wir werden auch in den kommenden zwei Jahren alles daran setzen, Ihre Interessen in allen Gremien, in denen wir die Vereinigung Luftfahrt repräsentieren, zu Ihrem Wohl bestmöglich zu vertreten.

Bei allem Engagement jedoch brauchen alle ehrenamtlichen Mitglieder in den Betriebsratsgremien und Tarifkommissionen unbedingt Ihre Unterstützung. Von daher möchte ich an dieser Stelle nochmals um Ihre Mitgliedschaft in der Vereinigung Luftfahrt / ver.di werben.

Die kommenden Jahre werden mit Sicherheit nicht ruhiger und die Herausforderungen nicht leichter, von der Seite ist eine gut organisierte Belegschaft die Basis eines erfolgreichen Handelns Ihrer Arbeitnehmervertreter!

In diesem Sinne wünsche ich, im Namen des gesamten Bundesvorstandes, Ihnen, Ihren Familien und Freunden erholsame Feiertage und einen guten Start in das Jahr 2017!

Bleiben Sie gesund!

Herzlichst Ihr
Frank Schott

Bundesvorsitzender


Magazin 2016 Autor: FS

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