Vorwort VL-Magazin 2020
Liebe Mitglieder, liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,
bevor ich mit dem Schreiben für dieses besondere Jahr begonnen habe, habe ich mir das Vorwort von 2019 angeschaut. Irgendwie hat sich nicht viel geändert.
Auch dieses Jahr vermag uns das bevorstehende Fest nicht wirklich in die entsprechende Stimmung zu versetzen. Ruhe und Besinnlichkeit sind in diesen Tagen, egal ob in der Firma oder zu Hause, weit weg. Wer das trotz alledem schafft, dem sei das von ganzem Herzen gegönnt.
Das Jahr 2020 begann mit einer neuen Aufteilung in verschiedene Gesellschaften für die Kolleginnen und Kollegen. Gefühlt hat sich für viele erst einmal nichts geändert. Die Arbeit blieb die, die vorher auch getan wurde. Restrukturierung war in vielen Bereichen auch schon angekündigt.
Im März hat sich für uns allerdings „die Welt verändert“: Es kam Corona. Flugzeuge am Boden, wo sie doch in die Luft gehören. Unsere Arbeit sorgt normalerweise dafür, egal in welchem Bereich, dass eben diese Flugzeuge möglichst lange Flugzeiten pro Tag in der Luft bleiben – und jetzt das… Wir können aber zur Zeit nichts tun, denn wir fliegen so gut wie nicht mehr, wenn man das mit früheren Jahren vergleicht. Ein Lichtblick für Mitarbeiterinnen, Mitarbeiter und das Unternehmen ist die Zusage von Kurzarbeitergeld bis Ende 2021. Wenn nicht geflogen wird, fällt eben auch die Arbeit weg und somit ist das Zuhause bleiben fast Standard geworden. Wir haben Kolleginnen und Kollegen, die seit dem ersten Lockdown nicht mehr gearbeitet haben. Nicht freiwillig, sondern weil es keine Arbeit gibt.
Die Bundesregierung hat im Juni unser Unternehmen, welches unverschuldet in diese Notlage geraten ist, für einen gewissen Zeitraum gerettet. Das lässt sie sich aber auch gut bezahlen. Diese Zinsen würde kein Normalsterblicher (ausgerechnet in einer schon langen Phase der Niedrigzinsen) annehmen. Das ist wie im normalen Leben, dort, wo nichts ist, kann man ordentlich zulangen. Die Aussichten waren zwar nicht rosig, aber mittlerweile sind sie eher grau geworden.
Die Hoffnung liegt nun auf dem Impfstoff. Aber eine schnelle Lösung wird es nicht geben. Selbst wenn die Impfungen (hoffentlich schnell) im Jahr 2021 einen großen Teil der Weltbevölkerung immunisiert haben, so müssen wir doch als Unternehmen den milliardenschweren Schuldenberg abtragen.
Der Mitgliederentscheid ist – aus meiner Sicht – positiv verlaufen. Seit Juni warten alle auf einen Krisentarifvertrag des Lufthansa-Bodens. Der Arbeitgeber hatte zwischenzeitlich mal die Verhandlung abgebrochen - sich beleidigt zurückgezogen. Da wir in einer Krise sind – so der Tenor des Arbeitgebers - sollte gegeben werden, was gefordert war. Die Tarifkommission hat dem nicht zugestimmt aber weiterhin die Verhandlungsbereitschaft angeboten. Wie Verhandlungen nun mal sind, es ist ein Geben und Nehmen auf beiden Seiten.
Natürlich gibt es auch diejenigen, die der Meinung sind, das ist alles nur erfunden und Geben muss man gar nichts. Das liegt aber auch an den bisherigen LH-„Krisen“ und dem Umgang damit. Gerade die LSG Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter „können ein Lied davon singen“ inwieweit Zugeständnisse der Belegschaft zur Linderung von Krisen beitragen können.
Ich jedenfalls bedanke mich bei den Tarifkommissionsmitgliedern von ver.di/VL. Diese haben, sicherlich unter großen Druck der Arbeitgeberseite, der Belegschaft und auch wieder denen „die eh alles besser wissen“, einen akzeptablen Abschluss in dieser einmalig schlimmen Krisensituation getätigt. Somit hat nun auch der Boden, nach der Kabine und dem Cockpit seinen Beitrag geleistet. Der Beitrag des Cockpitpersonals ist zeitlich befristet bis in den Februar 2021 und wird derzeit intensiv, sogar mit Kündigungsandrohungen, weiterverhandelt.
Der Verkauf von LSG Europe hat seinen Abschluss gefunden. Noch kurz vor Ende des Jahres.
Die Lufthansa Technik hat zum Ende des Jahres ihre LBAS Anteile an Bombardier abgetreten.
Und zum Schluss dann aber doch noch etwas Positives: Das Frachtgeschäft boomt und die Lufthansa Cargo rüstet sich für die Impfstofftransporte. So trägt also diese Lufthansasparte entscheidend dazu bei, die Impfstoffe schnell in die Verteilung zur Bevölkerung zu bringen. Wenn die Impfaktionen alle wie geplant und ohne Störungen oder gar Rückschläge laufen, könnte das Jahr 2021 tatsächlich die Wende zum Guten bringen.
Genau da liegt für die Menschen und auch für den Luftverkehr die Hoffnung für das neue Jahr 2021.
Ich hoffe aber erst einmal, dass Sie alle gesund durch die Weihnachtszeit und in das neue Jahr kommen. Dafür wünsche ich Ihnen alles Gute.
Passen Sie auf sich auf!
Beste Grüße
Anke Heß