01.08.2017

Vorwort Magazin 03 2017

Liebe Mitglieder, liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,
ich begrüße Sie recht herzlich zur neuesten Ausgabe unseres VL-Magazins.
Die Lufthansa-Welt in der wir leben und arbeiten ist wirklich eine sehr seltsame und widersprüchliche Welt:Da wird auf der einen Seite am 02. August 2017 in Frankfurt das historisch beste Halbjahresergebnis verkündet, das es jemals gegeben hat. Ein Ergebnis, das mit folgender einfachen Formel durch unseren neuen Finanzvorstand Ulrik Svensson erklärt wurde: Höherer Umsatz und niedrigere Kosten. Eine gute Nachricht also für Investoren, Aktionäre, Vorstand und Belegschaft!


Frank Schott © VL

Moment mal, eine gute Nachricht auch für die Belegschaft??

Das wäre es vielleicht, wäre da nicht die andere Seite der Lufthansa-Welt:

Trotz Rekordgewinn, Wachstum und einer steigenden Stärke im Wettbewerb wird gebetsmühlenartig und mit einer Ausdauer, die schon bewundernswert ist, den Kolleginnen und Kollegen in allen Geschäftsfeldern und -bereichen verkündet, dass es existenziell wichtig und für die Wettbewerbsfähigkeit und das Überleben des Lufthansa-Konzerns unbedingt notwendig ist, die Personalkosten erheblich zu senken und die Produktivität weiter zu steigern. Die bisher durch Zugeständnisse der tarifgebundenen Belegschaft erbrachten Beiträge zur Verbesserung der Kostenstruktur seien zwar positiv, aber bei weitem nicht ausreichend.

Ja, es ist unbestritten, dass äußere Faktoren, wie der niedrige Ölpreis, die Stagnation der Kapazitäten am Markt, als auch die derzeit gute Konjunkturlage ihren Anteil an diesem sehr guten Ergebnis haben. Faktoren also, die sich jederzeit wieder umkehren können.

Es ist und muss aber genauso unbestritten in der Öffentlichkeit klar gestellt werden, dass gerade die Kolleginnen und Kollegen in allen Bereichen des Lufthansa Konzerns durch Zugeständnisse dauerhaft an der Kostensenkung und damit ebenso an diesem wirtschaftlichen Erfolg beteiligt sind!

Vor diesem Hintergrund sollte man annehmen, dass es nun genug sein sollte mit Forderungen seitens der Geschäftsleitung nach weiteren Einschnitten und Sparmaßnahmen.

Ja, sollte man annehmen, aber nicht in unserer Lufthansa-Welt:

Wie man einem Interview im Hamburger Abendblatt mit dem Vorstandsvorsitzenden der Lufthansa Technik AG, Johannes Bussmann, entnehmen kann, sind es nun die 4000 Kolleginnen und Kollegen in der Line Maintenance in Frankfurt bei denen die Kosten ebenfalls um 25% gesenkt werden müssten, um auf dem Markt bestehen und im Wettbewerb mithalten zu können.

Auffällig hierbei ist jedoch, dass in allen Bereichen, in denen die Personalkosten reduziert werden sollen, fast ausschließlich die operativen, mit der Produktion betrauten Mitarbeiter betroffen sind.

Hier stellt sich für mich die Frage, wer oder was muss denn nun wettbewerbsfähig sein oder werden? Sind es die Konzerngesellschaften als Ganzes, oder sind das nur die eben erwähnten Kolleginnen und Kollegen, die rund um die Uhr im Schichtdienst dafür Sorge tragen, dass eine gleichbleibende, zuverlässige und hochwertige Qualität erbracht und somit der gute Name unserer Lufthansa weiter erhalten wird?

Unsere Lufthansa-Welt scheint tatsächlich geteilt zu sein und hier sehe ich eine sehr große Gefahr für den sozialen Frieden innerhalb des Konzerns:

Wenn der Eindruck entsteht, dass offensichtlich nur eine bestimmte Gruppe innerhalb der Belegschaft von erheblichen Einschnitten betroffen ist, dann entsteht unweigerlich mehr Dampf auf dem Kessel, als es sich unsere Lufthansa auf Dauer leisten kann.

Die Tatsache, dass die Vorstandsgehälter massiv gestiegen sind und seitens des Aufsichtsrats auch eine erhebliche Erhöhung der Vorstandsboni beschlossen wurde, während gleichzeitig die Tarifmitarbeiter zu weiteren Zugeständnissen und Einschnitten gedrängt werden, verursacht nur weiteren Unmut und Unverständnis innerhalb der Belegschaft!

Ich möchte an dieser Stelle noch einmal deutlich machen, dass es sich hierbei nicht um die viel beschworene Neiddebatte handelt, ein „Totschlagargument“ übrigens, das sehr gut dazu dient, sich dieser Diskussion zu entziehen.

Nein, so schlicht unser Finanzvorstand das exorbitant hohe Ergebnis erklärt hat, so einfach kann man auch dieses Thema erklären:

Wasser predigen und dabei selbst den goldenen Weinkelch in der Hand halten, das kann und das wird auf die Dauer nicht länger gutgehen!

Ich denke, wenn alle, vom tarifgebundenen Mitarbeiter bis hoch zum Konzernvorstand die notwendigen Kostensenkungen mittragen und die Last auf alle Schultern verteilt wird, wären die Einschnitte für jeden Einzelnen wesentlich erträglicher und unsere Lufthansa-Welt wieder ein klein wenig gerechter!

Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre unseres VL-Magazins.


Vorwort Autor: Frank Schott

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