Vorwort VL Magazin 03/2018
Liebe Mitglieder,
liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,
ich begrüße Sie sehr herzlich zur neuesten Ausgabe unseres VL-Magazins!Was für ein Sommer, lang anhaltende Rekordtemperaturen, die es so seit 2003 nicht mehr gab.
Was für die einen die reine Sommerfreude bedeutet, ist für viele andere eine enorme Belastung und Herausforderung. Hier denke ich vor allem an alle Kolleginnen und Kollegen, die auf Grund ihrer Tätigkeit nicht den Vorteil eines klimatisierten Büros genießen können:
Vor allem auf dem Vorfeld eines jeden Flughafens kann das Arbeiten gerade für die Flugzeugabfertigung, den Gepäckumschlag, die Maintenance, die Bundespolizei und viele andere mehr zur wahren Hitzehölle werden, oder auch zu sehr hoher Arbeitsbelastung führen, wie z. B. in der Reifenwerkstatt. Meiner Meinung nach verdienen gerade diese Kolleginnen und Kollegen in den heißen Sommermonaten großen Respekt und wesentlich mehr Aufmerksamkeit, auch und gerade in der Betriebsöffentlichkeit, als dies derzeit geschieht.
Auch unsere Kolleginnen und Kollegen, die in den Sommerferien bei der Passagierbetreuung, der Fluggastabfertigung, dem Ticketing, der Gepäckermittlung und an den Gates jeden Tag ihren Dienst zuverlässig verrichten, leisteten in den vergangenen Wochen fast schon Übermenschliches. Der eine oder andere mag nun denken, der Schott übertreibt hier aber nun wirklich ein bisschen. Übertreibung? Eher nicht: Kommen doch zu den Passagierzahlen, die in den Sommerferien jährlich ihren Höhepunkt erreichen, in den letzten Wochen immer mehr Ereignisse dazu, die das Berufsleben in diesen Bereichen immer schwerer machen:
Die zum Teil sehr heftigen Wetterbedingungen, auf Grund derer die Abfertigung zeitweise eingestellt werden musste, die damit verbundenen Verspätungen und Flugstreichungen und ein überlasteter Luftraum, der pünktliche Abflüge teilweise unmöglich macht. Damit aber immer noch nicht genug:
Ausgerechnet am ersten Ferientag in Bayern wurde am 28. Juli 2018 der Lufthansa Satellit in München auf Grund einer Person geräumt und geschlossen, die unkontrolliert in den Sicherheitsbereich gelangt war.
Wenn man nun der Meinung war, schlimmer kann es doch nun wirklich nicht kommen, doch es kann:
Am 7. August 2018 dasselbe Spiel am HUB Frankfurt: Eine französische Familie gelang ebenso unkontrolliert in den Sicherheitsbereich der Abflugebene im Terminal 1. Auch hier die Folge eine komplette Sperrung und Räumung der Ebenen 2 und 3.
In beiden Fällen waren unsere Kolleginnen und Kollegen auf einmal mit tausenden von Menschen konfrontiert, um die man sich kümmern, Umbuchungen vornehmen und im schlimmsten Falle auch für die Nacht unterbringen musste.
Solche Situationen verursachen naturgemäß einen enormen Stress und für die betroffenen Kolleginnen und Kollegen in der Folge auch Mehrarbeit bis an die Schmerzgrenze!
Wer die Bilder von diesen Tagen in den Medien gesehen hat, wird mir sicherlich zustimmen, dass die Leistung der Kolleginnen und Kollegen an der Front, die sich um diese vielen tausend Menschen gekümmert hatten und auch noch weiterhin in diesem Sommer kümmern werden, als übermenschlich bezeichnet werden kann!
Selbstverständlich wird diese enorme Leistung auch vom verantwortlichen Management gesehen und erkannt. Ich stelle mir in diesem Zusammenhang aber die Frage, ob da ein einfacher Brief an die Belegschaft, in dem man sich für das Geleistete bedankt, ausreicht.
In einigen sozialen Medien lassen die betroffenen Menschen ihrem Frust freien Lauf und fragen -zu Recht - warum es hier keine monetäre Anerkennung für diese Leistung gibt. Seltsamerweise jedoch wird diese Frage nicht der Geschäftsleitung gestellt sondern geht an die Adresse des Tarifpartners der Lufthansa, der ver.di.
Natürlich möchte vor allem ver.di, dass genau eben diese Leistung seitens des Arbeitgebers anerkannt und mit einer angemessenen Entlohnung honoriert wird. Ich bin sicher, ich erzähle Ihnen hier nichts Neues: Leider gehen die Bestrebungen des Managements in genau die andere Richtung: Die Stationen müssen kostengünstiger, wettbewerbsfähiger und wesentlich flexibler werden.
Persönlich verstehe ich, wie viele andere Arbeitnehmer auch, diese Haltung des Vorstands nicht. Gerade in diesen extremen Situationen zeigt sich, wie wichtig und wertvoll eine motivierte und fair entlohnte Mannschaft für das gesamte Unternehmen Lufthansa ist!
Wir alle wissen, wie schnell die Medien gerne den Unmut der Passagiere in der Öffentlichkeit breit- treten, wenn man mit der Leistung der Beschäftigten unzufrieden ist.
Davon aber war in der gesamten Berichterstattung nichts zu lesen, was für mich wiederum bedeutet, dass auch die tausenden betroffenen Kunden, die mit zum Teil erheblicher Verspätung erst an ihr Ziel gebracht werden konnten, angesichts der enormen Herausforderung mit der professionellen und motivierten Leistung der Kolleginnen und Kollegen an der „Front“ trotz allen Ärgers offensichtlich zufrieden waren.
So etwas verkauft sich nur eben leider wesentlich schlechter als Tumulte an den Schaltern.
Ein solches Kundenbindungsprogramm können sich andere Unternehmen nur wünschen und ich denke, das sollte dem Vorstand auch etwas wert sein und ich hoffe, dass hier ein Umdenken im Management stattfinden wird.
Die vergangenen Wochen haben bewiesen, das Produkt Lufthansa fängt noch immer am Boden an!
Bitte vergeben Sie mir, wenn ich mich heute ausschließlich auf die Passage konzentriert habe. Angesichts dessen, was hier geleistet wurde, war es mir jedoch wichtig und ein persönliches Bedürfnis, den Kolleginnen und Kollegen hier meinen persönlichen Respekt für diese Leistung auszusprechen. Dies möchte ich natürlich auch für die vielen anderen Kolleginnen und Kollegen in allen Geschäftsfeldern anmerken!
Bleiben Sie, trotz aller Herausforderungen, motiviert.
Herzlichst Ihr
Frank Schott
Bundesvorsitzender