Vorwort der Vorsitzenden
Liebe Mitglieder, liebe Kolleginnen und Kollegen,
nun ist wieder einige Zeit ins Land gegangen. Die Corona Krise scheint nun keine Krise mehr, denn Corona ist in unseren Alltag übergegangen. Im Herbst und Winter wird es, wie bei der „normalen Grippe“ wieder steigende Zahlen geben. Es bleibt abzuwarten, wie das in unser Leben und den Arbeitsalltag eingreift.
Das heißt nun aber nicht, dass es keine Krise mehr gibt, denn durch den Krieg in der Ukraine stehen wir vor dem nächsten Dilemma. Gerade in der Luftfahrt, traditionell dem internationalen Verkehr elementar verbunden, wird dieser Krieg noch allerlei ernste Sorgen bereiten. Steigende Kosten in allen Lebensbereichen. Fast jeder macht sich wohl für die kommende Zeit Gedanken über die eigene finanzielle Situation. „Frisst“ nicht die extreme Inflation meine Lohnerhöhung oder noch kommende Lohnerhöhungen wieder auf?
Aus diesem Grund war es nicht mehr als recht, eine entsprechende Tarifforderung aufzustellen und diese auch durchsetzen zu wollen. Das Ergebnis der Verhandlungen kann sich sehen lassen und hat auch die mehrheitliche Zustimmung durch die Mitglieder erhalten.
Bei Condor hat die Belegschaft die angebotene Gehaltserhöhung übernommen – ohne Tarifverhandlung und steht offenbar damit gut da. Die Begründung ist „Wertschätzung des Unternehmens für das Engagement und den Einsatz der Mitarbeitenden in der Vergangenheit und der Zukunft“. Um die Belegschaft zu halten ein strategischer Schachzug mit positiver Außenwirkung.
Aber das, was auszuhalten war und ist wird nun noch getoppt von der, aus meiner Sicht, katastrophalen Fehleinschätzung von Seiten des Vorstands zum Thema Personal. Dies ist zwar, solange ich zurückdenken kann, immer untersteuert gewesen, denn in Krisenzeiten hat man die Mitarbeitenden versucht, gegen Geld loszuwerden (vorwiegend die teuren Knowhow Träger) um dann anschließend für noch mehr Geld MitarbeiterInnen zu finden, auszubilden und in die Arbeitsabläufe zu integrieren. Das war dann „Personalabbau Pi x Daumen“ und keine reelle Personalplanung. Die gibt es scheinbar nicht. Zumindest ist sie in Krisenzeiten außer Kraft gesetzt, obwohl während Corona, durch die Unterstützung des Kurzarbeitergeldes, es doch möglich gewesen wäre, einen größeren Mitarbeiterstamm zu halten. Nur so wäre man leichter in einen Normalbetrieb zurückgekehrt. Ohne die vielen Flugstreichungen. Aber den Schuh muss sich das Unternehmen nicht allein anziehen. Der „Allerweltstrost“ muss mal wieder herhalten: „Die anderen Fluggesellschaften haben es nicht besser gemacht – eher noch schlechter“ – Immerhin…
Wichtig ist eine strategische Personal- und Ausbildungsplanung, die für Kontinuität und gleichmäßigen Wissenstransfer und somit Knowhow Aufbau sorgt. Nicht die Lufthansa eigene Wellenform, bei der sich Anhand des Einstellungsjahres das Krisenjahr festmachen lässt. Aber nach 40 Jahren in der Firma warte ich noch immer darauf.
Investitionsprobleme gibt es in einigen Konzernteilen. Die Gelder sind zurückgestellt oder gestrichen, werden aber gebraucht, um die Betriebe inhaltlich weiterzubringen.
Es gibt aber auch Lichtblicke: Der erste „Dreamliner“ B-787-9 ist in Frankfurt für die Erstausrüstung gelandet. Wie schwierig es war, endlich an diese Flugzeuge zu kommen, zeigt die Tatsache, dass Lufthansa sieben B-787-9 Flugzeuge übernommen hat, die bei Boeing „auf dem Hof“ standen, von den Kunden aber nicht übernommen wurden. Leider muss auf die bestellten B-777 noch eine ganze Weile gewartet werden.
Nun ist also der Vorstand und die Geschäftsleitung gefragt, das Unternehmen zukunftssicher aufzustellen und in das „New Normal“ zu überführen. Hoffentlich bleibt dabei nicht noch mehr auf der Strecke…
Die Zahlen zeigen immerhin einen positiven Trend, weil auch Privat- und Dienstreisen wieder enorm gefragt sind.
Ein Sonnenstrahl am dunklen Himmel zeigt sich also.
Haben Sie eine gute Zeit und bleiben Sie gesund
Beste Grüße - Anke Heß, Vorsitzende Vereinigung Luftfahrt