10.01.2017

Unsere Lufthansa

Was geht ab bei der Lufthansa?
Eine Stimme aus dem Volk

Ich werde versuchen, unverblümt und abstrakt, die Lage innerhalb der Lufthansa zu beleuchten. Es wird manchen nicht gefallen, was er da zu lesen bekommt.


Reinhard Bind © Bind VL

Stellenabbau

Die Nachrichten aus dem Konzern über Stellenabbau allerorten lässt nichts Gutes erahnen.

Bei der LSG stehen laut Vorstand bis zu 1700 Vollzeitstellen zu Disposition. Sieben Standorte in Deutschland sollen geschlossen werden.

Warum ist das so? Wenn Lufthansa immer mehr Flugzeuge zu ihren Töchtern verlagert und es dort keinen Service für die Kunden mehr gibt, dann brauche ich auch keine Küchen mit Personal. Die paar Sandwiches, die tatsächlich gebraucht werden, sollen zukünftig in Tschechien in einer neuen Küche produziert werden.

Spricht man dieses LSG-Problem bei dem einen oder anderen Kollegen an, erntet man oft Schulterzucken oder bekommt den Spruch, es gehe ja nur um die „Kartoffelschäler“. Nur heute schält keiner mehr Kartoffeln bei der LSG.

Das Desinteresse der Kollegen innerhalb des Konzerns ist erschreckend, wenn andere als der eigene Bereich geschlossen oder ausgelagert werden sollen.

Zuerst wurden die Callcenter in Deutschland, trotzt Zugeständnissen seitens der Mitarbeiter und ver.di, geschlossen oder verlagert. Die Arbeit der Verkehrsabrechnung wurde erst verlagert und Norderstedt wird bald ganz geschlossen. Der Einkauf, die Lohnabrechnung und weitere Personalangelegenheiten wurden nach Krakau in Polen verlagert.

Viele Bereiche wurden vor Jahren schon geschlossen und/oder deren Arbeit ins Ausland verlagert. So auch Überholungen von Flugzeugen.

Hat das jemanden wirklich interessiert? Ich behaupte einmal, NEIN. Nach dem Motto, es betrifft mich nicht und mein Arbeitsplatz und ich sind wichtig, die Firma kann nicht ohne mich. Nein, die Firma kann auch ohne dich! Selbst wenn Nachbarbereiche zur Disposition standen, haben „Kollegen“ noch Vorschläge gemacht, wie man schneller und noch besser ohne diesen Bereich auskommen könnte. Viele Mitarbeiter haben sich so oft selbst abgebaut.

Nur, jetzt ist es soweit. Die Einschläge des Arbeitsplatzverlustes kommen immer näher. Wenn in der Vergangenheit noch sozialverträglich Personal über ATZ oder Aufhebungsvertrag abgebaut werden konnte, wird das vor allem für die Jüngeren bald nicht mehr gehen.

Bei der LH Cargo spricht man, dass über 800 Stellen/Mitarbeiter zu viel an Bord sind. Ein Großteil der rund 500 in Deutschland betroffenen Mitarbeiter könne über ATZ oder Abfindung abgebaut werden. Hört sich erst mal nicht so tragisch an. Es wird aber auch gemunkelt, dass die MD11 ausgemustert werden soll. Also sind früher oder später noch mehr Mitarbeiter vom Arbeitsplatzverlust betroffen. Dass die dann auch noch sozialverträglich abgebaut werden können, halte ich für fraglich.

Gerüchte sagen, dass in der Folge die Mitarbeiter der LTMI dann (wieder) zur Technik wechseln sollen. Da frage ich mich, was sollen die da machen? Die Qualifikationen passen nicht. Eine Verteilung der Mitarbeiter innerhalb der Technik ist auch deshalb schwer vorstellbar, denn die LHT hat selbst auch schon genug eigene Probleme, um ihre Mitarbeiter zu beschäftigen.

Auch bei der Passage wird die Luft immer dünner. Hier werden die dezentralen Stationen definitiv geschlossen. Wenn Lufthansa nicht mehr selbst dort hinfliegt, braucht sie vor Ort auch kein eigenes Personal mehr. Zu denken, wenn mein Arbeitsplatz auf der Station wegfällt, kann ich immer noch nach Frankfurt oder München wechseln, halte ich für wenig glaubwürdig. Niemand kann vorhersagen, wie lange die Hubs Frankfurt und/oder München noch durch LH Personal betreut werden.

LHT Hamburg

Hier hatte der Vorstand der Technik im Februar zum Großangriff auf unsere Tarifverträge geblasen. Damit wurde eine neue Seite im Umgang miteinander aufgemacht und Forderungen gestellt, die dem Vorstand nicht einmal die Röte ins Gesicht trieben. Da frage ich mich, was das noch mit sozialer Partnerschaft zu tun hat. Die Forderungen zum möglichen Arbeitsplatzerhalt von 1300 der 2000 bei WT waren so überzogen, dass ich nur den Kopf schütteln konnte.

Von Anfang an war klar: Egal was ver.di und die Mitglieder der Tarifkommission machen - am Ende sind sie in jedem Fall die Dummen. Die GFTK-LHT/IT hatte nun im Juli nach langen Verhandlungen Teilen der Forderungen des Arbeitgebers zugestimmt und dafür einen 10-jährigen, mit Klauseln versehenen Kündigungsschutz für 1300 Mitarbeiter erhalten. Wäre die GFTK dem Arbeitgeber nicht entgegen gekommen, hätten den 700 Mitarbeiter in der Folge bis 2022 vielleicht dann auch alle folgen müssen. Ich war und bin trotzdem der Meinung, wenn ich sowieso meinen Arbeitsplatz verlieren werde, dann will ich das Arbeitslosengeld wenigstens auf meinen alten und nicht auf den reduzierten Lohn bekommen. Mein Vorschlag war deshalb: klare Absage an diesen Horrorkatalog! Hat leider nicht geklappt!

Seien wir doch mal ehrlich: Trotz sozialverträglichem Personalabbau könnte die Technik nicht alle übrig bleibenden Mitarbeiter beschäftigen. Sicherlich wird der eine oder andere innerhalb der LHT oder im Konzern unterkommen können. Aber das Gros wird durch das Raster fallen.

Die Erfüllung eines Teils der Forderungen, hat jetzt, wie wir schon sehen können, Signalwirkung auf die ganze Technik. Daher glaube ich, in der Technik, der Cargo und der LSG soll erprobt werden, was später im ganzen Konzern umgesetzt werden soll.

Ausblick

Der Arbeitgeber kann auch nur solche Forderungen aufstellen und durchsetzen, weil nicht mehr Mitarbeiter organisiert sind und auf die Straße gehen. Hier rächt sich der Gedanke, „ich spare mir das eine Prozent Gewerkschaftsbeitrag und gehe lieber mit meiner Frau schön essen“. Ich bekomme sowieso meine Lohnerhöhung, auch ohne mich zu organisieren. Nur wenn man später einmal Arbeitslosengeld bekommen sollte, wird es eng mit „schön essen gehen, mit der Frau“.

Es wird immer, auch mit Unterstützung der Geschäftsleitung, auf die harte, unnachgiebige VC geschimpft. Ich habe aber bis dato noch nicht gehört, dass Hunderte von Mitarbeitern aus dem Cockpit abgebaut wurden oder werden.

Herr Weber hatte vor Jahren schon als ZBV des Technikvorstandes Abraham mal gesagt, „Die Lufthansa wird es immer geben“.

Ich will das mal in anderen Worten sagen: In nicht allzu ferner Zukunft wird der Kranich auf gelben Grund nicht mehr am Himmel und am Boden zu sehen sein. Da gibt es zwar noch die Lufthansa, ohne Zweifel, aber nicht mehr mit eigenen Flugzeugen und Betrieben, sondern mit („Billig-„) Töchtern, die im Auftrag der Lufthansa fliegen und arbeiten werden. Die Lufthansa besteht dann nur noch aus Vorstand, Verwaltung mit Stabstellen und einem Briefkasten. Der könnte in Frankfurt stehen, mit einer Fahne auf dem Vorplatz, oder um Steuern zu sparen, im europäischen Ausland. Wird auch gerne genommen.


Lufthansa Autor: Reinhard Bind

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