01.03.2022

Betriebsratsvorsitzender in Frankfurt (LHT) bricht mit alter Tradition

​Bisher war es Konsens unter allen in den jeweiligen Betriebsräten vertretenen Gruppierungen, dass ein Betriebswahlausschuss professionell, neutral und unabhängig zu sein hat und deshalb aus wahlerfahrenen Mitgliedern aller Fraktionen bestehen sollte.


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Hierzu war es immer üblich, dass jede Fraktion einen oder mehrere Kollegen vorschlägt, man die Vorschläge im Betriebsausschuss und im Gremium diskutiert und abschließend einen Wahlvorstand bestimmt, der nach Möglichkeit alle Gruppierungen und Strömungen des Betriebsrates abbildet. Nur so kann nach außen das Vertrauen entstehen, dass durch konstruktives Miteinander und gegenseitige Kontrolle die Unabhängigkeit und Überparteilichkeit des Wahlvorstandes sichergestellt werden. Und immer waren sich die Wahlvorstände dann einig, dass sie in allererster Linie der WAHL und den Kollegen verpflichtet sind, und gegebenenfalls auch die eigene Fraktion in ihre Schranken weisen müssen.

Das war schon immer so, egal ob es sich „nur“ um eine Betriebsratswahl handelt, oder um die Wahl der Arbeitnehmer im Aufsichtsrat des Lufthansa-Konzerns. Und so sollte es eigentlich auch bleiben. Sollte

- denn:

Für die anstehende Betriebsratswahl der Lufthansa Technik in Frankfurt wurden (mit einer Ausnahme) Wahlvorstände bestimmt die

✈ keinerlei Wahlerfahrung mitbringen,

✈ dem Gremium bislang unbekannt waren und auch nicht vorgestellt wurden,

✈ vom BR-Vorsitzenden vorab bestimmt wurden,

✈ und daher auch exakt mit den 10 Stimmen der Mehrheitskoalition gewählt wurden.

Ein Schelm der Böses dabei denkt!

Um sich den Anschein von Demokratie zu geben, wurde den anderen Fraktionen „angeboten“, doch auch noch Kandidaten zu benennen, obschon sie es ja „versäumt hätten, vorab Vorschläge einzureichen“

Dies alles zeugt davon, dass das Abrücken der Lufthansa-“Familie“ vom Konsensgedanken nun endgültig auch die Arbeitnehmervertretung erreicht hat. Als ver.di/VL Mitglieder können wir das nur bedauerlich finden. Unserem Grundsatz, dass nach der Wahl die Zusammenarbeit aller Fraktionen zum Wohle der Arbeitnehmer anfängt, läuft dies diametral entgegen. Eine Betriebsratsarbeit, in der es nur noch um Posten und das Durchsetzen von Mehrheitsinteressen geht, lehnen wir strikt ab.

Dies ist nicht als Kritik an den bestellten Kollegen zu verstehen. Wir sind zutiefst davon überzeugt, dass diese alles in ihrer Möglichkeit Stehende dafür tun werden, dass auch diese Wahl fair und unabhängig abläuft. Sie werden dabei aber immer wieder in Situ- ationen kommen, in denen nicht offensichtlich ist, wie man korrekt reagiert.

Wir als ver.di/VL-Fraktion hätten sie dabei gerne unterstützt, doch das Ansinnen der ver.di/VL, einen Beobachter/Berater zu schicken, wurde abgelehnt.

Umso wichtiger ist es, dass alle Mitglieder zur Wahl gehen. Denn egal wie, ob es rund läuft oder eckig, am Ende zählen nur die Stimmen.



Traditionsbruch Autor: Bernhard Fritz

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