Jetzt geht´s ums Tafelsilber
Private Equity will bei Lufthansa Technik und LSG Sky Chefs einsteigen
Der schon länger angekündigte Teilverkauf von Lufthansa Technik an einen Finanzinvestor macht Fortschritte. Es soll sich um einen „Minderheitseinstieg“ handeln. Da man die LHT mit einem Wert von mindestens 6 Milliarden Euro bewertet, da könnte ein 20% Anteil davon im Verkauf eine Summe von rechnerisch 1,2 Milliarden Euro erbringen. Wie berichtet wird, sollte aber eine bestimmte Mindestverkaufssumme schon erreicht werden um das Geld, für die Schuldentilgung und/oder für Investitionen in den Flugbetrieb zu verwenden.
Noch beteuert der Lufthansavorstand, dass mit mindestens 50% eine Mehrheit im Eigentum der Lufthansa verbleiben soll.
Anders hingegen beim geplanten Verkauf des bisher bei Lufthansa verbliebenen Teils der LSG. Der größte Teil wurde bereits 2019 an die in der Schweiz ansässige Gategroup verkauft. Der Rest könnte nun auch an einen Private Equity-Fonds gehen. Dieser Rest wird auf einen Wert von einer halben bis zu einer Milliarde Euro geschätzt. Der Verkauf könnte, so wie es derzeit aussieht, mit Druck dieses VL-Magazins schon vollzogen sein. Der Erlös soll in die Schuldentilgung fließen, deren Höhe mit Ende des dritten Quartals auf immerhin noch 6,2 Mrd. Euro benannt ist. Mit Blick auf die Tätigkeit von LSG bekommt der Begriff „Tafelsilber“ noch eine besondere Note.
Betrachtungen zum Sinn und Zweck eines „Private Equity-Fonds“ sind hier angebracht: Es handelt sich meist nicht um einen inaktiven Investor, der nur reg- und lustlos zusieht, wie sich das Unternehmen entwickelt und sich sein Geld hoffentlich vermehrt. Vielmehr entwickeln diese Fonds Unternehmensstrategien, Expansionen und optimieren Arbeitsprozesse.
Hierzu werden vom Fond in den Verkaufsverträgen „bedeutsame“ Mitbestimmungsrechte ausgehandelt. Die Arbeitnehmervertreter sind hier sehr gefordert, die Verhandlungsfortschritte genau zu beobachten und rechtzeigt „Stopp“ zu rufen.
Geht es am Ende doch auch darum – was durch den Fondeinstieg befördert wird – die LHT zu einem Börsengang zu bringen.
Zunächst sind einige Private Equity Häuser aufgefordert, Angebote zur LHT zu erstellen. Lufthansa will nach Ablauf der Bieterfrist – wahrscheinlich im Dezember 22 oder Januar 23 – vermutlich drei Kandidaten auswählen und Verhandlungen beginnen.
Als kleines, positives Signal im Fall der LHT bleibt zurzeit hängen, dass der Bieterprozess eher etwas unüblich abläuft: Man will die Kaufinteressenten dazu bringen, zu erklären, was sie mit der Beteiligung im Unternehmen vorhaben, immerhin…
Bleibt abzuwarten, ob der Verkauf von echtem und traditionsreichen Lufthansa-Tafelsilber allein dazu dient, neue Flugzeuge zu kaufen, oder langfristig auch die LHT-Belegschaft unangenehme oder gar bittere Erfahrungen hinnehmen werden muss.