Sieben Fragen an Herrn Gloy*
* Personalchef/ Arbeitsdirektor, Chief Operating Officer (COO), für Operationen und Logistik verantwortlich und als Accountable Manager sowie Kontaktperson gegenüber den Luftfahrtbehörden im Einsatz
1.Der Vorstand könnte grad im siebten Himmel sein, Umsatz (+ 41%) und Marge (9,2%) haben sich außerordentlich gut entwickelt. Wäre es da nicht angemessen, die Kolleginnen und Kollegen mit einem Extra, z.B. der steuerfreien „Corona“ Prämie zu beteiligen?
Der Vorstand bleibt ziemlich auf dem Teppich. Wichtig ist, dass dieses Spitzenergebnis im vergangenen Jahr eine Gemeinschaftsleistung von über 20.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Lufthansa Technik ist. Darauf können und sollten alle stolz sein! Und über die Ergebnisbeteiligung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Tarif sowie die Erfolgsbeteiligung für die AT-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter bekommen auch alle etwas davon ab. Außerdem wirken auch jetzt gerade die vereinbarten Gehaltssteigerungen, die sich sehen lassen könne.
2.Die Airlines gehen von guten Geschäften und Wachstum für dieses und die Folgejahre aus. Das sind doch gute Nachrichten für die LHT. Wird die LHT die Wachstumsoptionen wahrnehmen können?
Klar! Die Neuaufträge im vergangenen Jahr von fast 10 Milliarden Euro zeigen doch, dass wir ein gefragter Partner für Airlines auf der ganzen Welt sind. Denken Sie an die Komponenten-Aufträge aus der Indigo-Gruppe für bis zu 1000 Flugzeuge oder den Triebwerksauftrag vom Neukunden Westjet aus Kanada. Das ist ein Vertrauen, das wir uns hart erarbeitet haben. Deshalb gibt es gute Gründe für Optimismus, bald wieder das Vorkrisenniveau zu erreichen und dann weiter zu wachsen!
3.Was braucht es überhaupt, um mit dem Markt oder besser als der Markt zu wachsen?
Vor allem, die Erwartungen unserer Kunden zu erfüllen: Ein breites Angebotsspektrum und gute Qualität zu wettbewerbsfähigen Preisen. Dafür braucht es viele Kolleginnen und Kollegen mit der richtigen Einstellung und Haltung. Und natürlich auch die notwendigen Investitionen. Da sind wir ganz gut vorbereitet, wir haben bereits vor der Krise in alle wesentlichen neuen Technologien investiert. Und wir machen weiter, investieren beispielsweise viele Millionen in den Bau der neuen Hydraulikwerkstatt in Hamburg. Hinzu kommt der Ausbau in die Digitalisierung der Branche mit der Übernahme der „AMOS“-Software oder LH IND.
4.Strategie und Businessplan sind die eine Seite der Medaille, die andere ein positives Betriebsklima. Was fehlt in der Technik für ein stabiles, positives Betriebsklima?
Also, ich finde das Betriebsklima durchaus positiv – und zu einem positiven Betriebsklima gehört für mich auch, unterschiedliche Meinungen und Sichtweisen offen und auch mal kontrovers ausdiskutieren zu können. Aber natürlich spüren wir, dass die viele Arbeit auf dem Unternehmen und den Kolleginnen und Kollegen lastet. Die größte Herausforderung ist derzeit, neue Fachkräfte zu finden, die mit uns allen das Unternehmen weiterbringen wollen. Und nicht zuletzt ist es auch Realität, dass die gesamte Lebenssituation in vielen Ländern, in denen wir aktiv sind, gerade nicht leichter geworden ist.
5.Gibt es schon Maßnahmen die eingeleitet sind, um die Defizite zu beheben?
Wir haben doch schon längst begonnen, wieder zu rekrutieren, und zwar an fast allen Standorten. Und wir gehen dabei für Lufthansa Technik auch neue Wege, wenn ich da z.B. an die Fachkräfte aus dem Ausland denke, die wir gezielt ansprechen. Für Rekrutierung, für Ausbildung und Trainee-Programme sowie Projekte zur Personalentwicklung oder auch zur Förderung von Frauen geben wir deutlich über 50 Millionen Euro aus. Ich finde das schon ganz beachtlich.
6.Werden sie für die Gestaltung und Entwicklung der Technik die Kolleg:innen methodisch mit einbeziehen, um mit deren Kenntnissen und Erfahrungen bestmögliche Lösungen und Akzeptanz für Veränderungen zu erzielen?
Auf diese Frage als auch die vorhergehende ist meine Hauptantwort: Miteinander reden. Das erzeugt Einbindung und Berücksichtigung von Erfahrungen. Dies umfasst formellere Methoden wie das bestens eingeführte und bekannte Ideenmanagement bis hin zur den genannten Entwicklungsprogrammen. Es gehören aber auch genauso die sehr zahlreichen Informations-, Austausch- und Diskussionsveranstaltungen auf allen Ebenen und in allen Bereich unserer Firma dazu.
7.Bis zu 25% der LHT sollen in 2023 an einen Investor verkauft werden. Das Thema nimmt Fahrt auf und es stellt sich die Frage, mit welchen Veränderungen in der Unternehmensführung und Zielen zu rechnen sind. Wie werden die Kolleg:innen darauf vorbereitet?
Bei dem Teilverkauf stecken wir noch mitten im Prozess. Unsere Eigentümerin, die Deutsche Lufthansa AG, will einen Partner zu finden, mit dem sich Lufthansa Technik besser entwickeln kann als ohne. Beispielsweise um schneller wachsen zu können, damit wir langfristig unsere Position auf dem Weltmarkt stärken können. Die beste Vorbereitung ist, dass wir alle unsere Entscheidungen im gesamten Unternehmen stets in bester unternehmerischer Art und Weise treffen, was natürlich auch unabhängig vom Ausgang des Prozesses gilt.
Vielen Dank für das Interview
Der Vorstand der Vereinigung Luftfahrt
* Personalchef/ Arbeitsdirektor, Chief Operating Officer (COO), für Operationen und Logistik verantwortlich und als Accountable Manager sowie Kontaktperson gegenüber den Luftfahrtbehörden im Einsatz