Um zu diesem Ergebnis zu gelangen, lag jedoch ein steiniger, aber immer erfolgreicher werdender Weg von mehr als sieben Monaten hinter euch. Angefangen hat alles mit einer "Tarifwerkstatt" im September letzten Jahres, wo die ersten siebzig der künftigen Tarifbotschafter:innen bundesweit zusammenkamen und gemeinsam die Tarifrunde mit all den neuen Ansätzen vorbereitet und geplant haben. Die wenigsten hätten zu diesem Zeitpunkt wohl daran geglaubt, welche Stärke der neue Lufthansa Boden aufgebaut bekommt.

In der folgenden Zeit ging es dann in die Betriebe, um mit so vielen Kolleg:innen wie möglich Forderungsinterviews zu führen und neue Tarifbotschafter:innen in allen Teilen des Konzerns aufzubauen. Über 3.500 persönliche Forderungsbefragungen haben die Tarifbotschafter:innen bis Ende November mit euch geführt und auch das Netzwerk der Tarifbotschafter:innen wurde immer vernetzter, stärker und größer. Bis heute sind mehr als 270 Kolleg:innen in dieser Tarifrunde Tarifbotschafter:innen geworden. Bärenstark!

Bärenstark waren auch eure Forderungen, die ihr in der Befragung aufgestellt habt. Anfang Dezember haben eure Kolleg:innen diese gespickt mit Berichten aus ihrem Arbeitsalltag der Presse vorgestellt. Die Presse konnte gar nicht genug davon bekommen und berichtete breit über den Arbeitsalltag am Check-In, in den Technikhallen, im Osten oder in den Niedriglohnbereichen.

Bereits in der Forderungsbefragung, aber spätestens mit dem Forderungsbeschluss gab es bei den Beitritten in ver.di kein Halten mehr. Euch wurde klar: Wer viel fordert, der muss für die Durchsetzung auch viel tun. Die 1.000 Beitritte in ver.di waren schnell erreicht und bis heute haben sich 2.450 Kolleg:innen neu in ver.di zusammengeschlossen. Eine einmalige Bewegung, die von allen Seiten aufmerksam beobachtet wurde.

Nach einer kurzen Weihnachtspause starteten dann die Tarifverhandlungen im noch jungen neuen Jahr. Dort wurde schnell klar, dass es wenig bis gar nichts geschenkt geben wird. Für viele war die Haltung des Arbeitgebers nach den Jahren des Verzichts, der hohen Belastungen und in Anbetracht der Rekordergebnisse nicht nachzuvollziehen. Ihr hingegen habt früh kommen sehen, dass ihr euch untereinander Halt und Sicherheit geben müsst, um die Tarifrunde für euch zu einem guten Ergebnis zuführen.

Deshalb habt ihr nach der ersten Verhandlung angefangen euch gegenseitig über das Streikversprechen zuzusagen, dass ihr aufeinander zählen könnt, wenn es drauf ankommt und es einen Streik braucht. Kurze Zeit später war es dann (leider) schon soweit und ihr habt eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass sich am Boden etwas bewegt hat. Mit einer nie dagewesenen Streikbeteiligung habt ihr vom ersten bis zum letzten Streik - ohne euch vom Arbeitgeber und seinen unmoralischen Prämien, seiner Kommunikation und seinen persönlichen Besuchen beirren zu lassen - gezeigt, dass sich was am Boden getan hat und ihr endlich die gleiche (finanzielle) Anerkennung einfordert, wie es sie für andere Beschäftigtengruppen im Konzern gibt.

Es folgten zahlreiche Verhandlungen, Rückkopplungen durch eure Taritbotschafter:innen, Tarifbotschafter-Calls, Strategiesitzungen und am Ende eine Urabstimmung mit parallel stattfindender Schlichtung. Durch eure unerlässliche und ungebrochene Bereitschaft bis zum Schlusszu kämpfen, sich einzusetzen und auch noch ein weiteres Mal in der Urabstimmung dieses klare Zeichen der Ent- und Geschlossenheit zu setzen, konnten wir in der Schlichtung dieses Ergebnis erzielen.

In der abschließenden ver.di Mitgliederbefragung habt ihr dieses Ergebnis in der Konzernklammer mit 94,6 Prozent und in der LTLS mit 95,2 Prozent angenommen. Als Konzerntarifkommission und Tarifkommission LTLS folgen wir eurem Votum und haben das Ergebnis nun einstimmig angenommen.

In den kommenden Wochen werden wir mit der Arbeitgeberseite die redaktionellen Verhandlungen führen und das Eckpunkteergebnis in einen Tarifvertrag überführen.

Damit endet der Weg für diese Tarifrunde. Doch die nächsten Themen stehen schon fast direkt im Anschluss an: Verhandlungen zur Vergütungsstruktur und die Gestaltung von Arbeitsbedingungen der Zukunft.

Deshalb gilt jetzt eins: Wir wollen nicht mehr zurück zum alten Boden. Wir haben uns gemeinsam ein großartiges Fundament für die Zukunft gebaut. In der nächsten Zeit geht es deshalb darum, das Haus auf dem Fundament zu bauen. Noch sind wir mit der Erneuerung der Tarifarbeit und dem "Tarifupdate" nicht fertig. Wir fangen jetzt erst richtig an.

Damit das gelingt ist auch dein Beitrag, ob bei Streiks der Zukunft, als Tarifbotschafter:in oder als (neues) ver.di Mitglied weiterhin und vor allem dauerhaft wichtig. Denn nur so machen wir aus dem jetzigen Durchbruch einen dauerhaften Erfolg. Gemeinsam machen wir aus dem "Neuen Boden" keinOne-Hit-Wonder, sondern einen Evergreen.