05.11.2018

Streiks bei Ryanair - ein historischer Schritt

Der erste ordentliche Pilotenstreik in der Geschichte der Ryanair fand am 13. Juli 2018 statt. Die Gewerkschaft Ialpa hatte die irischen Piloten zu einem 24-stündigen Arbeitskampf aufgerufen.
Die Airline reagierte mit Unverständnis, mit Annullierungen und mit der Androhung von Arbeitsplatzabbau. Dieser Streik wurde am 20., 24. Juli und 3. August 2018 fortgesetzt.


Ryanair B-737 © Pixelio Jan Claus

Vorausgegangen war bereits am 21. Dezember 2017 ein Warnstreik der Piloten in Deutschland.

Auch die Flugbegleiter der Ryanair hatten bereits am 30. März 2018 sowie am 1. und 3. April 2018 in Portugal gestreikt. Am 25. und 26. Juli 2018 folgten Arbeitskampfmaßnahmen in Belgien, Portugal und Spanien; denen sich auch Italien am 25. Juli 2018 angeschlossen hatte. Insgesamt waren fast 1000 Flüge ausgefallen.

Nachdem Verhandlungen seit Januar 2018 laut VC nur „ein Spiel auf Zeit“ gewesen seien und keine substanziellen Angebote zu verbesserten Arbeits- und Gehaltsbedingungen vorgelegt wurden, rief die VC zur Urabstimmung auf. Am 30. Juli 2018 endete diese VC-Urabstimmung über den Manteltarifvertrag (MTV) und den Vergütungstarifvertrag (VTV) für die Piloten der Ryanair. Mit den abgegebenen Stimmen sprachen sich die Piloten mit dem überwältigenden Ergebnis von 96 % beim MTV und 96% beim VTV deutlich dafür aus, mittels Streiks ihre Forderungen durchzusetzen.

Die Vereinigung Cockpit (VC) kündigte daraufhin im Rahmen einer Pressekonferenz am Mittwoch, den 08.08.2018 an, dass sie ab Freitagmorgen für 24 Stunden bei Ryanair streiken werde. Der Arbeitskampf dauerte von 03:01 Uhr am Freitag, den 10.08.2018 bis um 02:59 Uhr am Samstag, den 11.08.2018. Zum Streik aufgerufen waren alle festangestellten Piloten, die an den zehn deutschen Ryanair-Basen in Deutschland beschäftigt sind. Es waren alle Verbindungen betroffen, die in dieser Zeit aus Deutschland abflogen.

Die VC räumte Ryanair eine letzte Frist für ein verhandlungsfähiges Angebot bis zum 8. August 2018 ein.

Die Piloten aus fünf Ländern legten in der Nacht vom 10. August 2018 in einer konzertierten Aktion für 24 Stunden die Arbeit in Belgien, Deutschland, Irland, den Niederlanden und Schweden nieder.

Insgesamt waren über 700 der fest angestellten Piloten zum Streik aufgerufen. Ryanair hat insgesamt rund 4650 Piloten, von denen aber fast 50 Prozent als „Selbstständige“ (Contractor-Modell) für den „Billigflieger“ arbeitet.

Insgesamt hatte der Billigflieger für diesen Freitag 400 Flüge gestrichen. Davon unter anderem 104 ab Belgien, 20 in Irland, und 22 in Schweden. In Deutschland betraf der Streik mit 250 Annullierungen nach den Aussagen von Ryanair "fast alle Flüge". Dennoch seien rund 2000 Flüge (85%) europaweit durchgeführt worden.

VC-Tarifvorstand Ingolf Schumacher sagte, dass er davon ausgehe, dass dieser Konflikt mit Ryanair noch Wochen oder gar Monate andauern könnte. Und: "Ich glaube, das Kabinenpersonal auch hier in Deutschland ist stocksauer auf das Unternehmen und wird sich auch organisieren. Ich gehe davon aus, dass wir diesen Wandel bei Ryanair jetzt durchsetzen werden."

Und so kam es dann auch.

Nachdem sich Ryanair in Irland und Italien mit den Piloten geeinigt hatte, erwartete man eine Signalwirkung auf andere Länder. Die blieb aber mangels ausreichendem Angebot aus. Ryanair reagierte mit weiteren Repressalien und drohte mit Standortschließungen, machte aber keine Anstalten, von ihrer bisherigen Politik abzurücken. Die VC rief die Piloten und ver.di die Flugbegleiter am 12. September 2018 erneut zu einem 24-Stunden-Streik auf. Die VC-Ryanair-Tarifkommission forderte bei den Aktionären gar einen Austausch der Unternehmensleitung. Nachdem weder ein verbessertes Angebot noch eine Schlichtungsvereinbarung erzielt werden konnte, schloss sich die VC mit Piloten der Niederlande und Belgien einem Streik des Kabinenpersonals aus Belgien, Deutschland, Italien Niederlande, Spanien und Portugal am 28. September 2018 einem weiteren Streik an.

Die bis zum 28. September 2018 europaweit an sieben Tagen durchgeführten Streiks der Flugbegleiter und Piloten haben zwar den Ausfall vieler hundert Flüge und unzähligen Verspätungen verursacht, bis zu unserem Redaktionsschluss aber noch zu keinem Ergebnis geführt.

Daher hat die VC im Zusammenhang mit dem Luftfahrtgipfel am 5. Oktober 2018 an die Landes- und Bundespolitik appelliert, sich noch deutlicher zu positionieren und Ryanair in die Pflicht zu nehmen, endlich Arbeitnehmerrechte zu akzeptieren.

Am 12. Oktober 2018 haben die Piloten-Verbände veröffentlicht, dass die Ryanair-Standortschließungen Eindhoven und Bremen als „Kriegserklärung“ an die Besatzungen zu sehen seien und forderten die sofortige Rücknahme dieser Maßnahmen. Am gleichen Tag hat UFO, die bisher nicht zum Streik aufgerufen hatte, solche Ausstände auch angekündigt:"Wenn sich Ryanair nicht von Grund auf erneuert, bringt sich die Airline um ihre Existenz."

Nach den wieder aufgenommenen Gesprächen für die rund 1000 Ryanair-Flugbegleiter in Deutschland am 18. und 19. Oktober 2018 sagte ver.di Bundesvorstandsmitglied Christine Behle: „Wir liegen noch weit auseinander, aber die Gespräche gehen weiter.“Zunächst gehe es jetzt um einen Sozialplan für die Bremer Kolleginnen und Kollegen, deren Standort mit 90 Arbeitsplätzen nach Plänen von Ryanair am 5. November 2018 geschlossen werden soll.

Am 23.10.2018 zusammengefasst von Werner Langendörfer


Ryanair Streik Autor: Werner Langendörfer

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