Ratioschutzabkommen - Eine Absicherung zum Arbeitsplatzerhalt
Als unser ver.di-Gewerkschaftssekretär, Frank Hartstein, während der Betriebsversammlung im Sommer über die Wichtigkeit dieses Tarifwerkes referierte, verstummte jedes Gemurmel im Saal abrupt und verharrte dann in einem anhaltenden „lauten“ Grübeln.
Dass dem Wort Rationalisierungsschutz bei der Lufthansa Technik AG einmal so viel Substanz beigemessen werden würde, hatten die wenigsten vermutet. Alle horchten auf und selbst das Atmen hätte wahrgenommen werden können, so ruhig war es im Flugzeughangar auf der Hamburger Werft. Die Belegschaft hatte sofort verstanden, dass es hier um das substantiell wichtige Thema „Kündigungsschutz“ geht, nämlich um den Fortbestand der Beschäftigungsverhältnisse derer, die schon länger als 15 Jahre im Lufthansa Konzern tätig sind bzw. bisher waren. Aber plötzlich, und niemand hatte damit gerechnet, eröffnete der Gewerkschaftssekretär, dass dies nur den Gewerkschaftsmitgliedern im Unternehmen vorbehalten sei.
Die Halle stand plötzlich Kopf!
Waren doch alle Kritiker der Gewerkschaften nun auch hell wach, weil sie sich jetzt unsicher waren, ob man, wenn man nicht gewerkschaftlich organisiert ist, trotzdem unter den Schutz des Rationalisierungsschutzabkommen fällt. Und genau da prallen die unterschiedlichen Meinungen aufeinander, die selbst Juristen beschäftigen. Es ist nach unterschiedlichen Rechtsauffassungen nicht klar, ob sich die Wirkung des „Ratioschutzes“ auf alle Kolleginnen und Kollegen entfaltet, die schon länger als 15 Jahre im Unternehmen sind oder er wirklich nur den organisierten Kolleginnen und Kollegen vorbehalten bleiben soll.
Frank Hartstein hat sicher gemeint, und das ist auch die Auffassung der Vereinigung Luftfahrt, dass der Arbeitgeber in den Arbeitsverträgen aller tariflichen Mitarbeiter die Anwendung der Tarifverträge zwar zusichert, aber nur Gewerkschaftsmitglieder den Anspruch haben, Rechte aus ihren Tarifverträgen auch einklagen können.
Fakt bleibt aber, dass in der heutigen Zeit, in der Arbeitsplätze trotz guter Betriebsergebnisse geopfert werden, Trittbrettfahren nicht en vogue ist. Es darf nicht sein, dass die Mentalität, „Lieber Klaus, geh Du voraus und kämpfe für uns“, weiter an der Tagesordnung bleibt.
Insofern ist ein wenig Unsicherheit vielleicht doch heilsam!
Ehrlich gesagt, Leute, organisiert Euch und unterstützt mit Eurer/Deiner Mitgliedschaft den gewerkschaftlichen Gedanken zum Wohl von uns allen.
Ein Gedanke von Jörg Deike