24.11.2021

Die MD-11 ist Geschichte

Ihren letzten Flug im Dienst der Lufthansa Cargo hat das Frachtflugzeug vom Typ McDonnell Douglas MD-11F mit der Kennung D-ALCC im Pendelverkehr zwischen Frankfurt und New York am 17.10.2021 durchgeführt. An diesem Sonntag ist sie zum letzten Mal in Frankfurt gelandet und wird von hier aus zu ihrem neuen Besitzer wieder in Richtung USA abheben.


MD-11 Farewell © Pressestelle Lufthansa Cargo

Die D-ALCC – im August 1998 neu vom Hersteller an Lufthansa Cargo geliefert – verlässt dann als letztes Exemplar die Cargoflotte. Ab Juni 1998 waren dann in der Spitze 19 MD-11F im Bestand. Im Zuge der Umstellung auf die modernere Boeing 777F baute Lufthansa die Teilflotte Flugzeug um Flugzeug zurück – die Ausgliederung der ersten MD-11F, D-ALCO, fand bereits im Januar 2014 statt. Eine MD-11F, die D-ALCQ, musste Lufthansa Cargo nach einem Landeunfall in Riad als Totalverlust abschreiben, Kapitän und Erster Offizier konnten sich rechtzeitig aus dem brennenden Flugzeug retten.

Einige ehemalige Lufthansa Cargo MD-11F fliegen inzwischen bei UPS in den USA. Die letzte je gebaute MD-11, 2001 an Lufthansa Cargo übergeben und bis 2019 als D-ALCN Mitglied ihrer Flotte, ist heute als N262UP UPS im Einsatz. Die D-ALCC hat Lufthansa Cargo ebenfalls in die USA an die Gesellschaft Western Global verkauft. Die Airline hat seit 2017 bereits vier MD-11F von Lufthansa Cargo übernommen, aktuell fliegt aber die N779JN, die ehemalige D-ALCG, für Western Global Fracht.

Überall, wo sie auftaucht, zieht die MD-11 immer noch die Blicke magisch an. Durch das dritte Triebwerk im Heck sticht sie heutzutage mehr denn je aus der Masse der großen Airliner heraus. Das geübte Auge kann sie aus kilometerweiter Entfernung bereits identifizieren. Charismatisch, anders, einfach besonders, alles andere als Mainstream Engineering. Nicht jeder Pilot kam mit ihrem anspruchsvollen Naturell klar, aber wer sie beherrscht, schwärmt in den höchsten Tönen von ihr.

Die letzte Landung begleiteten die Flughafenfeuerwehr mit riesigen Wasserfontainen, ehemalige Piloten der MD-11 und Bodenmitarbeiter, die sie unzählige Male und bei jedem Wetter be- und entladen haben. Doch das Flugzeug mit dem charakteristischen dritten Triebwerk im Seitenleitwerk ist in die Jahre gekommen. Es ist zu laut, verbraucht zu viel und ist noch dazu schwierig zu fliegen. Konstruktionsbedingt benötigt die MD-11 mit ihren kleinen, stark nach hinten abgewinkelten Flügeln bei Starts und Landungen eine höhere Geschwindigkeit als andere Flugzeuge. Ist die Sinkrate zu hoch, nähert sich die Maschine also zu schnell dem Erdboden, kann sie auf heikle Weise anfangen „zu hüpfen“. Nach Angaben der amerikanischen Transportbehörde NTSB kommt es bei der MD-11 öfter als bei anderen Mustern zu „hard landings“. Bei einer solchen fehlgeschlagenen Landung brach im Juli 2010 im saudischen Riad eine MD-11 der Lufthansa auseinander und fing Feuer. Die beiden Piloten überlebten.

Mit der D-ALCC verschwindet der letzte dreimotorige Jet nicht nur bei Lufthansa, sondern komplett aus ganz Europa – sie war die letzte ihrer Art auf unserem Kontinent.

Das Ende der Ära MD-11F bei der Lufthansa Cargo war bereits für Mitte 2020 angekündigt. Die Corona-Pandemie hat sie ein weiteres Jahr am Leben gehalten, doch jetzt muss sie der effizienteren Boeing 777F weichen.

Goodbye and farewell MD-11

Werner Zielina


md11_ist_geschichte Autor: Werner Zielina

Wir verwenden Cookies um die Website effektiver und benutzerfreundlicher zu machen.
Indem Sie die Website weiter nutzen, stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Hinweise finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.