Vergütungsrunde Lufthansa Bodenpersonal
Nachbetrachtung eines Erfolgs
Unsere Gewerkschaft ver.di hatte im Oktober 2017 ihre Mitglieder im DLH-Konzern über ihre Vorstellungen zur Vergütungsforderung ab 2018 befragt. Die wirtschaftlichen Situationen der einzelnen Geschäftsfelder hatten hier auch zu entsprechend unterschiedlichen Erwartungshaltungen geführt.
Die ver.di-Konzerntarifkommission Lufthansa hatte in der Folge am 3. November 2017 die Kündigung der Vergütungstarifverträge Boden der DLH sowie der Lufthansa-Systems (LSY), der Lufthansa-Service Group (LSG), der Lufthansa Technik (LHT) und der Lufthansa Cargo (LCAG) zum 31.12.2017 beschlossen.
Unter Berücksichtigung der sehr guten wirtschaftlichen Lage des LH-Konzerns und den internen Kompromissen aus der Mitgliederumfrage wurde für die rund 33.000 Lufthansa-Beschäftigten, inklusive der ver.di-Mitglieder in der Kabine, eine Erhöhung der Vergütung um 6% (Auszubildende 90€) gefordert.
Der Verhandlungsauftakt am 23.11.2017 in Frankfurt blieb, wie erwartet, ergebnislos.
In der 2. Verhandlungsrunde am 13.12.2017 legte der Arbeitgeber ein „Angebot“ vor, das eine Erhöhung um 1,7% bei einer Laufzeit von 12 Monaten vorsah und damit „die Grenze des Möglichen“ erreicht sei. Als besondere Provokation wurde den LSG-Beschäftigten lediglich ein Einmalbetrag in Aussicht gestellt.
Die 3. Runde am 22.01.2018 in Seeheim brachte zwar ein „neues“ Angebot des Arbeitgebers in Höhe von 2,6% auf 18 Monate. Bei genauem Hinsehen entsprach dies aber den 1,7% für 12 Monate. Es wurden als Anschluss weitere 2,5% für erneute 18 Monate in Aussicht gestellt, diese seien aber abhängig vom jeweiligen Geschäftsfeld-Ergebnis. Da der Arbeitgeber auch Verhandlungen zum MTV verlangte (Abkehr von der Konzernebene und Übertragung auf die Geschäftsfelder), entgegnete ver.di diesem provokativen Angriff mit Streikvorbereitungen.
Am 30. und 31.01.2018 wurde in der 4. Runde in Friedrichsdorf ein ordentliches Tarif-Ergebnis erzielt, das in intensiven, internen KTK-Beratungen am 6.02.2018 mit großer Mehrheit angenommen wurde.
Ergebnis:
Die Vergütungstabellen werden bei einem Null-Monat ab 1. Februar 2018 mit einer Laufzeit bis 30. April 2019 um 3% erhöht. Im Geschäftsfeld Technik/IT werden, wie von ver.di gefordert, die Tabellenwerte um einen Festbetrag von 106,65 € für alle Vergütungsgruppen einheitlich angehoben. Der 2016 vereinbarte Abzug von 0,4% zum Erhalt des Triebwerkbereichs entfällt.
Ab dem 1. Mai 2019 werden die Tabellenwerte in allen Geschäftsfeldern um mindestens 1,8% erneut angehoben. Weitere 1,2 % können, abhängig vom Geschäftsfeldergebnis bzw. einer Adjusted EBIT-Marge 8% oder größer, hinzukommen. Das Erreichen dieser Marge wird in allen Geschäftsfeldern, außer bei der LSG, erwartet. Die Laufzeit endet am 30. September 2020.
Für die Auszubildenden wurde die Übernahmeregelung verlängert. Monetär erhalten sie jeweils zum 1. Februar 2018 und zum 1. Mai 2019 eine Anhebung der Auszubildenden-Vergütung um 40 €. Beide Erhöhungen zusammen genommen bedeuten im 1. Lehrjahr eine Steigerung um 9,2% und im 4. Lehrjahr noch 7,8%.
Der in jeder Vergütungsrunde neu zu verhandelnde, nicht selbstverständliche Arbeitgeberzuschuss zum Job-Ticket (ca. 5 Mio. € jährlich) bleibt erhalten.
Darüber hinaus wurden in der betrieblichen Altersversorgung für die Beschäftigten, die sich für das Modell „Chance“ entschieden haben, zwei weitere wählbare Auszahlungsoptionen vereinbart. Der dauerhafte Einsatz von Leiharbeitern in der LHT wurde, bei Beibehaltung der Quote von 12,5 %, beendet.
Unser Fazit:
Neben der berechtigten Kritik am Nullmonat Januar 2018 und der langen Laufzeit bis Ende September 2020 sowie die zum Teil in der LHT Frankfurt vorhandene Unzufriedenheit über den einheitlichen Festbetrag kann festgestellt werden, dass dieses Tarifergebnis für Viele die Erwartungen bei weitem übertroffen hat.
Auf Basis der Prognosen zur Inflationsrate (2018: 1,7% 2019: 1,8% 2020: 1,7%) konnte ein deutlicher Reallohnzuwachs erreicht werden. Es konnten im Vergleich von 2016 bis 2020 auch bessere Ergebnisse als bei Kabine und Cockpit realisiert werden. Besonders erfreulich, sind die überproportionalen Steigerungen der Auszubildendenvergütung anzusehen. Die vom Arbeitgeber geforderte Schlechterstellung der LSG-Beschäftigten und der erneute Angriff auf den Konzern-Manteltarifvertrag konnte zum wiederholten Male erfolgreich abgewehrt werden.
Alles in allem konnte ohne Streiks (wie bei Kabine und Cockpit) durch unsere kompromissfähige Tarifkommission ein respektables Ergebnis ausverhandelt werden. Nicht nur die Enttäuschten können sich bei dem enormen wirtschaftlichen Ergebnis 2017 auch noch auf eine satte Gewinnbeteiligung auf Geschäftsfeld- und Konzernebene freuen.