19.05.2021

Lufthansa Impfzentren eröffnet… und jetzt? - Vorsicht Realsatire!

Lufthansa hat seine Impfzentren eröffnet. Nicht eines, sondern gleich 3.
Mit Stolz, mit Presse und mit Delegationen aller Tochterfirmen. Tatsächlich??
Man ist ja schließlich wer. Und jeder weiß es jetzt:
Die Lufthansa ist ganz weit vorne. Sie will und könnte auch… wenn man sie nur ließe.


Impfstoffdosen © wolfilser Adobe Stocks

Gut - Impfstoff hat man noch keinen. Aber der kommt ja auch vom Staat. Und auch erst dann, wenn dieser die Impfpriorisierung aufhebt. Eigentlich ein schlechter Witz, denn als Lufthansa-Beschäftigter ist man automatisch in Prioritätsgruppe 3. Zumindest in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Und auch in Hessen, wenn man der „essentiell betriebsnotwendigen Infrastruktur des Unternehmens“ angehört. Was das konkret heißt steht allerdings nirgends…

Aber voraussichtlich im Juni soll ja die Priorisierung aufgehoben werden. Dann gibt‘s Impfstoff für alle. Auch für die Betriebsärzte. Und dann wird fröhlich losgeimpft. Grund zur Freude? Bedingt.

Auf jeden Fall für die Kolleginnen und Kollegen in Hamburg. Hier stehen Kapazitäten von gut 3.000 Impfungen pro Monat zur Verfügung, d.h. bis spätestens Ende August wären alle einmal geimpft - selbst wenn sich niemand woanders impfen lassen würde -, und man könnte bereits zur Zweitimpfung schreiten.

In Frankfurt und München sieht das ein bisschen anders aus. Denn auch wenn der Staat die Impfpriorisierung aufhebt, hat die Lufthansa natürlich ihre eigene. Und bei der steht die Technik hinten. Wie weit hinten? Zuallererst werden logischerweise die Crews geimpft. Und Kolleginnen und Kollegen, „deren Berufsausübung von internationalen Einreise-Verordnungen abhängt“, d.h. die internationale Dienstreisen machen müssen. Zugegeben, zu letzterer Gruppen zählen selbst im „kleinen Frankfurt“ rund 200 LHT-Beschäftige. Hauptsächlich Führungskräfte, Referenten aber auch mitfliegende Mechanikerinnen und Mechaniker, AST-Teams etc.
Aber was ist mit den restlichen 90% unserer LHT-Kolleginnen und Kollegen? Und denen die kürzlich zu Passage gewechselt sind? Und den Kollegen bei der Cargo und den anderen Töchtern?

Nun, dann rechnen wir mal:
Das Impfzentrum in FRA schafft knapp 5.000 Impfungen im Monat. Wenn der gelieferte Impfstoff ausreicht. Dem gegenüber stehen rund 13.000 DLH-Crewmembers und nochmal gut 1.000 von Cityline und Cargo. Das wären dann schon rund 3 Monate, die alle anderen Beschäftigen warten müssen. Sowohl die Kolleginnen und Kollegen der LHT und der Cargo, der sonstigen Töchter, als auch die der Mutter. Und dann kommen ja noch die Zweitimpfungen dazu.

Besser sieht es da schon in München aus. Das Zentrum dort schafft - wie das in Hamburg - gut 3.000 Impfungen pro Monat. Bei 6.200 Crew-Members und Dienstreisenden (DLH + CityLine) sollte man wohl in 2 (+2) Monaten durch sein. Jubel? Naja…

Denn jetzt kommen erst einmal alle die Kolleginnen und Kollegen dran, die „die AHA+L-Regeln nicht einhalten können“ und solche, die „regelmäßigen direkten Kundenkontakt“ haben. Also z.B. die netten Damen und Herren, die sich im Terminal um unsere Passagiere kümmern. Und das ist gut so, auch diese Kollegen sind stark gefährdet.
Nun wissen wir aber alle, dass dies insgesamt eine fünfstellige Anzahl an Mitarbeitern ist… also nochmal ein paar Monate länger warten. Und ob über die Feiertage durchgeimpft wird… wer weiß???

„Was also tun?“ sprach Zeus… mal wieder nach Hamburg fliegen? Immerhin gibt es dort bald freie Kapazitäten. Also schnell mal ein Ticket gekauft und einen Tag Urlaub genommen… Halt! Geht nicht! Streng verboten! - Der Impfstoff, der von der Hamburger Sozialbehörde geliefert wird, darf natürlich nur an Hamburger Bürger verimpft werden. Und an Holsteiner und Niedersachsen, die in Hamburg arbeiten. Vielleicht ginge das sogar gerade noch so für die paar Kolleginnen und Kollegen in Hannover… aber alle anderen sind gekniffen. Düsseldorf und Köln sowieso. Schade eigentlich!

Und dabei sind unsere Flugzeuge doch nur deshalb so sauber, weil die Atemluft permanent gefiltert wird. Mit den supercoolen HEPA-Filtern, die von uns eingebaut wurden. Die machen alles platt was schwirrt und keimt. Und infiziert. Nein, ich will hier keinen Neid auf die Crews schüren, denn die sind unbestritten am meisten gefährdet. Aber wer denkt denn schon an die Technikmitarbeiter in den Flugzeughallen, die diese Filter wechseln müssen? Eigentlich müssten die jetzt im Ganzkörper-Schutzanzügen arbeiten, wie sie die Ärzte auf der Seuchenstation tragen. Eine Impfung wäre also durchaus angesagt. Gibt´s für sie aber (noch) nicht, weder in Frankfurt noch in München.

Fazit:
Lufthansa hat jetzt 3 schöne neue Impfzentren, aber für die Technik, und insbesondere die Line Maintenance, bringen sie eher wenig. Und Impfstoff gibt´s auch keinen. Noch nicht.

Aber zum Glück gibt es ja die öffentlichen Impfzentren. Und die impfen bereits fleißig die Prioritätsgruppe 3.

Also schnell ins Lufthansa-Intranet, dort gibt‘s (Link auf der Startseite) eine Prio 3 - Bescheinigung zum Runterladen. Und in „myDocuments“ findet ihr sie auch.

Und dann flugs auf der Impf-Website (z.B. www.impfterminservice.hessen.de) einen Termin beantragen. Bei mir hat es vom Antrag bis zur Erstimpfung gerade mal 2 Wochen gedauert.

Zugegeben, ich wurde in einem kalten Zelt geimpft, auf einem Parkplatz im Nachbarort. Und nicht im klimatisierten Lufthansa-Impfzentrum. Aber dafür noch in diesem Jahr. Sogar in diesem Monat. Und bald auch schon zum zweiten Mal.

Aber Achtung: macht schnell! Am 7.6. wird bundesweit die Impfpriorisierung aufgehoben.

Und dann steht auch Ihr wieder mit allen anderen in der Schlange.

Euch allen viel Erfolg! Es lohnt sich.



Corona Impfzentren Lufthansa Autor: Bernhard Fritz

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