Uns ist fast das Herz stehen geblieben, als wir hörten, was da am 13.Oktober 2016 im Hamburger Betriebsrat vorgefallen war. In der urlaubsbedingten Abwesenheit des Betriebsratsvorsitzenden wurde vom Stellvertretenden Vorsitzenden die am 11. August 2016 vorsorglich beschlossene Betriebsvereinbarung „Zukunft WM4“ vorzeitig unterschrieben. Diese erlaubt dem Betrieb nun schon vorab, ohne Tarifabschluss und Gegenleistungen, mit den Menschen wie im Mittelalter zu verfahren und über die Freizeit und Arbeitskraft jeder einzelnen Kollegin und jedes einzelnen Kollegen frei zu verfügen. Das uferte gleich am Folgetag darin aus, dass Schichtpläne herausgegeben wurden, mit denen wir bei WM die kompletten Weihnachtsfeiertage verplant bekommen. Wir sollen nach diesen Schichtplänen erstmals nicht mit unseren Familien unterm Tannenbaum sitzen, sondern unter irgendeiner A380 in der Flugzeughalle oder dem Vorfeld liegen. Für uns in Hamburg ist das eine ganz neue Erfahrung. An dieser Stelle noch mal recht herzlichen Dank!

Und es geht auch direkt so weiter. Denn es ist nach diesem Plan angedacht, dass das neue Jahr am 1. Januar 2017 auch gleich mit der Frühschicht beginnen soll. Wir fragen uns, was hat den stellvertretenden Vorsitzenden überhaupt dazu veranlasst, übereilig und auch ohne erkennbare Not und in urlaubsbedingter Abwesenheit des Betriebsratsvorsitzenden eine Betriebsvereinbarung zu Lasten der Mannschaft zu unterschreiben? Absolut unfassbar. Schließlich war uns mitgeteilt worden, dass alle Papiere nur gemeinsam mit den Ergebnissen der Tarifverhandlungen und der Zusage von Gegenleistungen unterzeichnet werden. Hatten das einige BR-Mitglieder vergessen?

Von der Mannschaft zur Rede gestellt, stammelte der Stellvertretende BR-Vorsitzende belangloses Zeug und hatte keine Erklärungen parat, die seine Entscheidung auch nur ansatzweise rechtfertigen würden. Ein Vertreter der „Grünen Liste“ versuchte sogar dadurch zu beschwichtigen, dass es zeitlich notwendig gewesen sei und versuchte uns ebenfalls ein Märchen zu erzählen. So habe das ganze Gremium zugestimmt, dass jetzt unterschrieben werden soll. Auch das entpuppte sich als Lüge, denn nach der geleisteten Unterschrift standen große Teile des Gremiums Kopf und waren empört. Seit zwei Jahren ziehen sich die Verhandlungen zu WM4 schon hin, warum dann plötzlich dieser zeitliche Druck?

Selbst die ver.di Tarifkommission war sichtlich von dem vorauseilenden Alleingang eines einzelnen Arbeitnehmervertreters überrascht. Pikant war auch, wie erst im Anschluss zur Sitzung herausgekommen war, dass der Stellvertretende BR-Vorsitzende extra seine Krankheit unterbrochen hatte, um dieses Papier zu unterschreiben! Hatte da jemand Angst, dass unter anderer Leitung etwas anderes herausgekommen wäre? An dieser Stelle könnte man jetzt spekulieren, welcher Preis dazu geführt hat, dass das getan wurde, was getan wurde. Wir fühlen uns jedenfalls vom örtlichen BR verraten und verkauft! Deshalb fällt es uns richtig schwer, überhaupt noch positiv hinter dem Laden zu stehen, geschweige denn hinter den komischen Fraktionen, die anscheinend nur noch der Geschäftsleitung zugetan sind und nicht den Menschen, für die sie eigentlich da sein sollen und auch gewählt wurden.

Aber bald sind ja wieder Betriebsratswahlen und dann werden wir uns bei WM sicherlich ganz genau erinnern, welche Fraktion für uns gekämpft hat und welche nur von Plattform zu Plattform springt, Hauptsache, sie werden wieder gewählt. Wir haben es schon mal erlebt, dass eine Gruppe von Betriebsräten nicht mehr bestätigt wurde, weil sie der GL zu nah war. Sie hat sich dann plötzlich, weil ver.di keine 2. Liste zugelassen hatte, mit einen grünen Anstrich neu aufgemacht. Ihr seid erkannt, verlasst Euch drauf! Ihr solltet Euch eigentlich schämen, die Mannschaft so zu verkaufen, pfui! Nach dieser schäbigen Aktion haben wir in unserem WM-Team kein Vertrauen mehr in Fraktionen, die scheinbar nur ihren eigenen Vorteil suchen. Wir möchten Euch hiermit sagen, dass man sich, egal was kommt, für einige Machenschaften zu schade sein sollte. Wir haben menschliche Größe und Rückendeckung für die Mannschaft erwartet, statt ungeschützt ans Messer geliefert zu werden. So nun kennt Ihr unsere Meinung zu Eurem schäbigen Verhalten im Betriebsrat.