20.12.2025

Sind Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gerecht am volkswirtschaftlichen Vermögen beteiligt?

Jeden Tag tragen Millionen Beschäftigte in Deutschland mit ihrer Arbeit dazu bei, dass unser Land wirtschaftlich stark bleibt.


adobestock_79406322 © eyetronic AdobeStocks

Doch wenn es um die Frage geht, wem der erwirtschaftete Wohlstand tatsächlich gehört, zeigt sich ein deutliches Ungleichgewicht. Ein Großteil des Vermögens konzentriert sich weiterhin auf wenige Haushalte, während viele Mitarbeitenden kaum Rücklagen bilden können. Für viele Kolleginnen und Kollegen ist Vermögensaufbau allein aus dem Lohn kaum möglich – trotz harter Arbeit, hoher Leistungsbereitschaft und wachsender Produktivität.

Warum ist das so?

Die Ursachen sind bekannt: steigende Mieten, hohe Lebenshaltungskosten und Löhne, die mit der Inflation nicht Schritt halten. Dazu kommt, dass viele Beschäftigte keinen Zugang zu kapitalbildenden Möglichkeiten haben – sei es, weil das Einkommen nicht reicht oder weil die bestehenden Förderinstrumente kompliziert und bürokratisch sind. Während große Vermögen oft durch Erbschaften weitergegeben werden, müssen Mitarbeitende ihr Vermögen mühsam selbst aufbauen. Das führt zu einer strukturellen Benachteiligung, die sich über Generationen fortsetzt.

Was wir als Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer brauchen

Wenn Beschäftigte stärker am volkswirtschaftlichen Vermögen beteiligt sein sollen, müssen Rahmenbedingungen geschaffen werden, die Vermögensaufbau für alle ermöglichen – nicht nur für diejenigen, die ohnehin schon viel besitzen. Dafür sind klare politische Entscheidungen und ein gesellschaftliches Umdenken notwendig.

1. Faire und stärkere Mitarbeiterbeteiligung

Arbeitgeber sollten Modelle anbieten, bei denen Beschäftigte unkompliziert und ohne hohe Eigenanteile am Unternehmenserfolg teilhaben können – zum Beispiel über Gewinnbeteiligungen oder Belegschaftsaktien. Steuerliche Vorteile für echte Arbeitnehmerbeteiligungen könnten diese Modelle attraktiv machen und breiter etablieren.

2. Vermögensbildung für kleine Einkommen stärken

Wir brauchen ein einfaches, staatlich gefördertes Vermögenskonto, das besonders Gering- und Mittelverdienende unterstützt. Kleine regelmäßige Einzahlungen sollten durch Zuschüsse ergänzt werden – damit auch diejenigen Vermögen aufbauen können, die bislang kaum finanzielle Luft haben.

3. Reallöhne erhöhen – Tarifbindung sichern

Ohne faire Löhne ist Vermögensbildung unmöglich. Deshalb müssen Tarifverträge gestärkt und die Tarifflucht vieler Unternehmen gestoppt werden. Höhere Reallöhne schaffen den notwendigen Spielraum zum Sparen – und sichern zugleich Kaufkraft und soziale Stabilität.

4. Gerechte Steuer- und Erbschaftsregeln

Extrem große Vermögen entstehen häufig nicht durch Arbeit, sondern durch Erbschaften. Eine gerechtere steuerliche Gestaltung könnte helfen, Vermögen breiter zu streuen und gleichzeitig Mittel für öffentliche Investitionen und vermögensbildende Maßnahmen bereitzustellen.

5. Finanzbildung ausbauen

Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wünschen sich bessere Orientierung beim Thema Sparen, Aktien und Altersvorsorge. Eine stärkere und unabhängige Finanzbildung – in Betrieben, Berufsschulen und Verbänden – könnte dabei helfen, Hemmschwellen abzubauen und langfristig Vermögen aufzubauen.

Unser Fazit

Beschäftigte leisten täglich Enormes – doch sie profitieren zu wenig vom wachsenden Wohlstand. Eine gerechtere Vermögensverteilung ist kein Luxus, sondern Voraussetzung für soziale Gerechtigkeit, wirtschaftliche Stabilität und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Als Arbeitnehmerverband setzen wir uns daher dafür ein, dass Vermögensaufbau nicht das Privileg einiger weniger bleibt, sondern eine Chance für alle Kolleginnen und Kollegen wird.


Sind Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gerecht am volkswirtschaftlichen Vermögen beteiligt? Autor: Eckhard Lieb

Wir verwenden Cookies um die Website effektiver und benutzerfreundlicher zu machen.
Indem Sie die Website weiter nutzen, stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Hinweise finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.