Betriebsvereinbarung "Eilfälle": Fluch oder Segen für die DLH in FRA?
Ich möchte am Anfang gleich eine Sache klar zum Ausdruck bringen:
Es ist vollkommen in Ordnung, legitim und vor allem in unserem Sinne, wenn unser Betriebsrat Maßnahmen mit der Geschäftsleitung vereinbart, die andauernde Mehrarbeit verhindern sollen. Schließlich wollen doch die allermeisten von uns gerne pünktlich Feierabend machen.
Wir alle wissen aber auch, dass es gerade in unserem Job immer wieder zu Situationen kommt, die uns den pünktlichen Feierabend vermasseln. Und so ärgerlich das auch sein mag, trotzdem versuchen wir immer wieder, die Menschen, die vor uns stehen bestmöglich zu betreuen. Schließlich wollen wir unsere Kunden nicht verlieren und ich bin davon überzeugt, dass es auch und gerade unser Verhalten ihnen gegenüber ist, welches sich bei unseren Gästen einprägt.
Wer von uns kennt das nicht: Flieger wurde kurzfristig gestrichen, oder kehrt kurz nach dem Nachtflugverbot zurück, oder hat kurz vor dem Start „Technik“, oder, oder, oder…
Also kümmern wir uns absolut selbstverständlich um die gestrandeten Seelen, deren Laune jetzt auch nicht die gerade die Beste ist. Während jetzt hunderte Augenpaare auf einen schauen, vielleicht auch noch ein UM vor uns steht, da kann man schon mal die Zeit vergessen und auch, dass man eigentlich gleich regulär Feierabend hat. Für lange Zeit war das eigentlich auch kein Problem, denn unser Betriebsrat wird ja, wie es sich gehört, sofort über unsere Mehrarbeit und über den Grund dafür informiert. Und da ja unsere Arbeitnehmervertreter aus unseren eigenen Reihen kommen, war dafür auch immer das Verständnis hierfür vorhanden.
Nun kenne ich aber kaum eine Kollegin oder einen Kollegen, die in den vergangenen beiden Jahren nicht bemerkt hätten, dass die „Irregs“ irgendwie immer mehr werden. Immer öfter wird Mehrarbeit bis max. 10:45 Stunden angeordnet und man kann immer seltener darauf bauen, pünktlich Feierabend machen zu können. Dieser Zustand betrifft besonders stark den Spätdienst.
Auch da finde ich es gut, wenn unsere Arbeitnehmervertreter sich dafür einsetzen, dass die Geschäftsleitung hier gegensteuert.
Und hier kommt das große ABER!
Mein tägliches Brot ist nun mal nicht die betriebliche Mitbestimmung, sondern die Ops in der Passagier- und Bodenabfertigung. Ich kenne auch nicht alle bestehenden Betriebsvereinbarungen oder Tarifverträge mit allen Feinheiten und Klauseln. Und als normaler Kollege muss ich auch davon ausgehen, dass mein Betriebsrat „unseren Laden“ und dessen Besonderheiten kennt und sich das auch in den Vereinbarungen, die getroffen werden widerspiegelt.
Da macht nach meiner Meinung aber die mittlerweile schon gefürchtete Vereinbarung zum Thema „Eilfälle“ die große Ausnahme. Wie oft wurde ich jetzt schon darauf hingewiesen, dass ich das falsche Formular benutzt habe (das sind ungelogen mittlerweile 5 an der Zahl). Dann muss ich wissen, habe ich denn jetzt eine „Irreg“? Und wenn ja, ist das nun eine „Bereichs-Irreg“ oder eine „große Irreg“? Hat die Anzahl der Passagiere ausgereicht, um länger bleiben zu dürfen? Ist denn der Fall, den ich da gerade abarbeite, überhaupt in dieser Vereinbarung beschrieben? Wenn nicht, so habe ich gelernt, dann darf ich nicht einfach länger bleiben.
Ganz wichtig ist auch, seit wann weiß ich denn, dass es da was gibt, was mich länger am Arbeitsplatz hält?? Sind denn überhaupt genug Kolleginnen und Kollegen erkrankt, um kurzfristig entweder die Schicht zu verlegen oder um einen Zusatzdienst zu leisten??
Lieber Betriebsrat, wir im täglichen Betrieb sehen uns jeden Tag mit den unterschiedlichsten Herausforderungen konfrontiert, die wir genau in dem Moment, in dem sie entstehen lösen müssen. Ich denke, die Betreuung unserer Passagiere hat eine höhere Priorität als die Einhaltung einer in meinen Augen übertriebenen und zudem noch selbstverschuldeten Bürokratie.
Wir sind alle erwachsene Menschen und auch durchaus in der Lage in einer Situation selbst zu entscheiden, einen Vorgang fertig abzuarbeiten, oder nach einer Ablösung zu fragen.
Nicht nur ich, auch viele meiner Kolleginnen und Kollegen würden sich wünschen, dass diese Betriebsvereinbarung von Eurer Seite überarbeitet und mit wesentlich weniger Formalismus versehen wird.
Bitte denkt daran, nicht die hauptverantwortlichen Manager, sondern wir sind es, die unter diesem selbstgeschaffenen Bürokratiemonster leiden müssen.
Betriebsvereinbarungen sollten eben mehr Segen als Fluch für die Belegschaft sein.