01.10.2016

VERHANDLUNGEN WM4 - Der Nächste bitte!

Kaum waren die Tarifverhandlungen zur Zukunft der Triebwerksüberholung WT mit erheblichen Zugeständnissen, aber immerhin einer Sicherung der Arbeitsplätze bis Ende des Jahres 2026 zu Ende gegangen, hatte die LHT die nächste Baustelle aufgemacht – nun war WM4 „Aircraft Base Maintenance“ mit seinen 408 Beschäftigten dran.

Bis auf 4% sind dort alle Tarifmitarbeiter, davon 188 in der Vergütungsgruppe 3B. Der Stundensatz für die Produktion lag im Oktober 2016 bei 99 €, davon 53€ an Lohn- und Lohnnebenkosten. Damit schrieb WM4 im Geschäftsjahr 2015 rund 5 Mio. € Verlust, der sich im Jahr 2016 mehr als verdoppeln würde. Die vorhersehbare Einlastung würde ohne Gegensteuerung bis zum Jahr 2020 um ein Drittel absinken. WM-Ziel war und sei es, einen Kostensatz von 69 € zu erreichen.

Bei WM4 heißt die Devise „One step ahead“. Das hatte schon mal nicht geklappt, denn WT war schneller. Aber auch als Zweiter im Wettrennen der Absenkungen auf Tarif- und Betriebsebene gab es erstens wieder Zeitdruck (Ziel 30.09.2016) und zweitens auch erhebliche Forderungen. Um die derzeitige Lücke von 30 € zu schließen, wünschte sich der Arbeitgeber vom Betriebsrat neue Schichtpläne und Vereinbarungen zur Flexibilität. Auf Tarifebene lag die Arbeitszeitverlängerung auf 39,5 Stunden/Woche ohne Lohnausgleich ganz vorne. Wie schon bei WT sollten die Zusatzregelungen zur Schichtzulage und höhere Zeitzuschläge aus dem MTV (alt) dauerhaft entfallen, hier aber ohne Kompensation. Die 2015 von ver.di ausgehandelte Vergütungserhöhung von 2,20% ab 1. Januar 2017, die schon durch die WT-Regelung auf 1,80% LHT-weit gesenkt worden war, sollte nun auch bei WM4 weiter auf 0,33% abgesenkt werden. Es sollten auch Verhandlungen zu spezifischen Tätigkeitsmerkmalen zu Sparpotentialen führen, wenn sie mit der Überleitung der Bestandsmitarbeiter zum 1. Januar 2018 eingeführt werden sollten.

Im Gegenzug war der Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen für nur fünf Jahre angeboten worden; und der auch noch mit einem Sonderkündigungsrecht nach bereits zwei Jahren!

So begann der Auftakt der Tarifverhandlungen am 8. September 2016, gefolgt von einer ganzen Reihe von Verhandlungsterminen, alle noch im gleichen Monat. Nachdem der Arbeitgeber nicht auf ergänzende Abmilderungsforderungen der ver.di-GFTK eingegangen war und auf seinen Vorstellungen uneingeschränkt beharrte, blieben die Verhandlungen auch am 29. September 2016 erfolglos. Am 13. Oktober 2016 hatte der Stv. Betriebsratsvorsitzende der LHT Hamburg die bereits am 11. August 2016 im Gremium vorsorglich beschlossene Betriebsvereinbarung „Zukunft WM4“ ohne Zeitnot vorzeitig unterzeichnet. Formal ist sie damit auch in Kraft – auch wenn keine Gegenleistungen am Tariftisch erreicht werden können! In einer Abteilungsversammlung am 1. November 2016 wurde dieses Vorgehen durch die anwesenden betroffenen Mitarbeiter heftig kritisiert. Der Arbeitgeber argumentierte, auch zukünftig müsse der Preisverfall durch Lohnabsenkung kompensiert werden. Viele erzürnte Mitarbeiter forderten die ver.di-Verhandlungskommission auf, die Alt-Bestandteile des MTV zu verteidigen und weiteres Tarifsplitting zum Nachteil einzelner Abteilungen strikt abzulehnen. Sie dokumentierten dies mit vielen hundert Unterschriften auf diversen Listen.

Zunächst ging es dann aber am 4. November 2016 erneut an den Tariftisch. Beide Seiten deuteten an, weiter verhandeln zu können, wenn entsprechende Entgegenkommen in ihren jeweiligen Forderungen erkennbar werden. Aufgrund eines sog. „Last Call“ des Arbeitgebers traf man sich noch einmal am 11. November 2016 in Hamburg zu einer weiteren Runde. Nachdem der Arbeitgeber kein weiteres Entgegenkommen bei den geforderten Gegenleistungen zeigte, wurden die Verhandlungen am Nachmittag von ver.di und LHT ergebnislos abgebrochen.

Die LHT hatte schon im Vorfeld für den Fall der Nichteinigung einen kurzfristigen Schließungsplan für den „Sanierungsfall“ WM4 angekündigt. Gepaart mit den angebotenen nur sehr kurz geltenden Sicherungszugeständnissen könnte man vermuten, dass der Arbeitgeber die endgültige Schließung als sein eigentliches Ziel verfolgt, auch wenn für 2017 noch drei A380 zur Überholung anstehen.


Tarifverhandlung Hamburg 2016 Autor: Werner Langendörfer

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