Betriebsratswahl Lufthansa Technik Frankfurt
Liebe Kolleginnen & Kollegen,
es ist wieder so weit, bei der Lufthansa Technik AG in Frankfurt wird im April ein neuer Betriebsrat gewählt, der Euch durch die kommenden vier Jahre begleiten wird. Die Wahlen finden vom 04.04.2022 bis 08.04.2022 statt. Doch nun der Reihe nach. In diesem Artikel möchte ich Euch meine persönliche Sicht als Vorsitzender des Personalausschusses aus den vergangenen zwei Jahren näherbringen.
Angefangen hatte es für mich im Januar 2020, aus dem Betriebsübergang durch „Das Projekt“. Damals wurden die Lufthansa Technik Mitarbeitenden halbiert. Aus 4000 Kolleginnen und Kollegen wurden über Nacht 2000. Daraus resultierten Herausforderungen, die bis heute noch nicht abschließend ausgestanden sind. Auch beim Vorstand hinterließ dies Spuren. Antonio Schulthess und Constanze Hufenbecher verließen den Vorstand der LHT und wie kürzlich angekündigt wird Johannes Bußmann das Unternehmen ebenfalls verlassen.
Von Januar 2020 bis März 2020 wurde ein Interimsbetriebsrat installiert, da der überwiegende Teil der damaligen Betriebsräte, wegen ihrer angestammten Arbeitsplätze, in die LH AG wechselten. Der vorübergehende BR blieb bis zu den Wahlen am 19.03.2020 im Amt. Durch die Wahlen war dies mein persönlicher Anfang als Betriebsrat, sozusagen „von 0 auf 100“.
Ab den damaligen Wahlen ging es Schlag auf Schlag. Keiner konnte auch nur erahnen wie herausfordernd die kommenden zwei Jahre werden würden. Urplötzlich tauchte das Gespenst Corona auf, das uns alle - inklusive Arbeitgeber - nachhaltig geprägt hat, wie beispielsweise das Tragen von Schutzmasken, Inzidenzzahlen, Impfempfehlungen, etc.
Auf Grund der folgenden weltweiten Pandemie folgten dramatische Veränderungen, die Luftfahrt blickte in den Abgrund, der die Lufthansa fast in den Ruin trieb. Die Flugzeuge standen am Boden. An den Standorten folgten einschneidende Veränderungen im Arbeitsumfeld für die Mitarbeitenden. Im Januar 2020 wurde die interne Buslinie in FRA Nord eingestellt, März 2020 wurden das Tor 22 und das Tor 30 der Halle 12 aus Kostengründen geschlossen. Im November 2020 wurde dann auch der Zugang am Parkhaus P53 aus Kostengründen zeitlich limitiert.
Seitens des Arbeitgebers folgten weitere drastische Sparmaßnahmen im Personalbereich. In den ersten beiden Quartalen wurde allen Praktikanten, Probezeitmitarbeitern und Leiharbeitnehmer: innen gekündigt. Das war besonders bitter für die Triebwerkswerkstatt, da dort im ersten Quartal 2020 in Zweiwochenrhythmus etwa acht Kolleginnen und Kollegen mit Zweijahresverträgen befristet eingestellt wurden. Das entwickelte sich zu einem Problem nach zwei Jahren, da Entfristungen per Vorstandsvorlage entfristet werden mussten. Es folgten die vorübergehende Schließung der Kantine K2, Homeoffice, Social Distancing, etc.
Weitere Maßnahmen wie Kurzarbeit folgten, die so manche Kollegin und mancher Kollege die Steuerklärung 2021 zu einem echten Problem machten, teilweise heftige Nachzahlungen folgten, da das Kurzarbeitergeld erst in Folgejahr versteuert wurde, insbesondere Teilzeitmitarbeiterinnen und Mitarbeiter traf es besonders hart. Teilweise waren die Entgeltberechnungen des Arbeitgebers falsch, was nochmals für Unruhen in der Belegschaft sorgte. Dazu kam dann noch der Verzicht auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld für die Jahre 2020 und 2021
Noch nicht genug. Es folgte die Schließung von Berlin Tegel in vierten Quartal 2020. Weitere Line Maintenance Standorte sollten folgen: Düsseldorf, Bremen, Hannover, Leipzig, Hamburg und Frankfurt Nord. Ein Freiwilligenprogramm mit Abfindungsprogramm und Auffanggesellschaft wurden von LHT, in Abstimmung mit dem Gesamtbetriebsrat ins Leben gerufen. Unser Arbeitgeber legte im November 2020 ein Redimensionierungsprogramm namens „RISE“ auf. Ob die die A-321 Frachtflugzeuge die derzeitige Lage der erhaltenen Line Maintenance Stationen entspannen, bleibt abzuwarten.
Für die Räder- und Bremsenwerkstatt waren all diese Ursachen und Maßnahmen der Todesstoß. Mit dem Resultat, dass dieser Standort und Bereich per 31.12.2022 ersatzlos gestrichen wird. Es wurde versucht mit den Einsparungsprogrammen Profi 1, Profi 2, Hausordnung und einer aktualisierten Betriebsvereinbarung für FRA OST das Äußerste abzuwenden, leider ohne Erfolg. Dies bedauere ich zutiefst, da der Osthafen bis zum heutigen Tag für mich immer noch im Probebetrieb läuft. Nüchtern betrachtet hatte die Räder– und Bremsenwerkstatt, aus meiner Sicht, nie eine reelle Chance und war zum Scheitern verurteilt. Derzeit wird ein Interessenausgleich und Sozialplan verhandelt. Bevor es jetzt zu emotional wird, möchte ich mit Euch noch einmal in die Gegenwart und Zukunft blicken.
Corona ist noch lange nicht vorbei und wird uns sicherlich nochmals im Herbst 2022 beschäftigen. Es wird garantiert noch einige unpopuläre Maßnahmen seitens des Arbeitgebers geben. Um einen durchsetzungsstarken, kompetenten und sachlich orientierten Betriebsrat zu haben, ist es bei den anstehenden Betriebsratswahlen besonders wichtig, wählen zu gehen. Nur eine hohe Wahlbeteiligung kann die Belegschaft im kommenden Betriebsrat repräsentieren und das Rückgrat für den Betriebsrat sein. Aus diesem Grund fordere ich Euch auf, zur Wahl zu gehen oder aber Briefwahl zu beantragen, denn so ist sichergestellt, dass Eure Stimme auch bei Abwesenheit in der Wahlwoche zählt. Eure Stimme für unsere Liste 4.
Für einen starken Betriebsrat. Näheres hierzu in dieser Ausgabe.
Bleibt gesund und geht bitte wählen!