AZ-Korridor PD-COM
Erfolgreiche Akquise, Flottenwachstum bei Bestandskunden sowie der heiße Sommer haben zu einer erhöhten Einlastung in Großteilen der PD COM geführt. Hinzu kamen interne Kapazitätsengpässe, von denen man auch im firmeninternen Intranet lesen konnte.
Probleme bei der Inbetriebnahme der neuen Räder- und Bremsenwerkstatt, Engpässe in der Logistik und in anderen Werkstätten und - siehe da - Schwierigkeiten bei der Rekrutierung von Fachpersonal stellen eine erhebliche Herausforderung dar. Nicht zu vergessen sind die laufenden Einsparungsprogramme, die zum Teil mit Personalabbau oder Verlagerung ins Ausland einhergehen.
Wen wundert es darüber hinaus, dass Nachschulen von jungen Menschen eines gewissen Zeitraumes bedarf?!
In der Folge wurden Freiwillige aus anderen Bereichen zur Unterstützung gesucht.
Die geplante Gewinnoptimierung, welche zuerst mit Personalabbau bzw. -verlagerung einherging, kann natürlich, wie jetzt geschehen, auch mit einer Erhöhung der Einlastung erfolgen, was aber nur bis zu einem bestimmten Grad funktioniert.
Eigentlich ein „Luxusproblem“. Es ist positiv, wenn richtig viel Arbeit da ist.
Wenn sich allerdings die Plusstunden häufen, spezielle Schichtprogramme (Saisonalisierung) nicht mehr greifen, die Wareneingänge voll sind und keine Abbaumöglichkeiten für die gesammelten Plusstunden mehr gesehen werden, hat das Management ein Problem.
Der Manteltarifvertrag bietet gemäß § 5a die Einführung eines befristeten Arbeitszeitkorridors von +/- 2,5 Stunden pro Tag. In „Krisenzeiten“ kann die Personalkapazität abgesenkt oder, wie in diesem Fall, erhöht werden.
Die Erhöhung ist allerdings nur möglich, wenn Gegenleistungen erbracht werden, denn eigentlich fordern wir ja als Gewerkschaft die Reduzierung der täglichen Arbeitszeit mit Lohnausgleich.
Ende Juni 2018 hatte der Arbeitgeber die ersten Gespräche mit der ver.di Geschäftsfeld-Tarifkommission LHT/IT (GFTK) aufgenommen.
Um sich ein Bild von der Situation im Bereich T/CE zu machen, waren Vertreter der GFTK-LHT/IT in Hamburg und Frankfurt vor Ort bei den Kolleginnen und Kollegen. Am 19. Juli 2018 erfolgte der Besuch durch die GFTK Vertreter Siggi Seeger, Birgit Heyer und unserer Betriebsrätin Anke Hess sowie den ver.di-GFTK Mitgliedern Markus Rausse und Klaus Winkler aus Hamburg in der Räder und Bremsen Werkstatt Frankfurt Nord und Ost. Gleichzeitig erfolgte die Information der Mitarbeiter/innen durch die Geschäftsleitung über die aktuelle Situation und die geplante Erhöhung der wöchentlichen Arbeitszeit. Im Anschluss hatten die Vertreter der GFTK die Möglichkeit mit den Kolleginnen und Kollegen zu sprechen.
Die Meinungen waren geteilt, jeder hat sein eigenes Bild von der Situation und seine persönlichen Vorstellungen, wie man mit der Situation umgehen kann und sollte. Die Mitarbeiter/innen waren sich aber einig, dass etwas geschehen muss.
Alle waren sich ebenfalls einig, dass die hohe Einlastung selbst mit dem aktuellen, saisonalisierten Schichtmodel (zeitlich begrenzte 40 Stunden Woche zzgl. zwei Samstage im Monat und Abbau der erarbeiteten Stunden im Winter) nicht zu schaffen ist.
Die Mitarbeiter/innen wünschten sich die freie Wahlmöglichkeit - Freizeit oder Geld, die Besetzung der freien Stellen, Aufbau von Personal und mehr Führungskräfte vor Ort, die den Mitarbeiter/innen zuhören, denn die Probleme konnten klar beschrieben werden und es wurden sogar Lösungsvorschläge gemacht.
Teilzeitmitarbeiter/innen wollten die Möglichkeit haben, in den bisherigen Arbeitszeitmodellen zu verbleiben.
Am 20. Juli 2018 wurde dann final mit dem Arbeitgeber die Nutzung des Arbeitszeitkorridors vereinbart:
- Laufzeit vom 01. August 2018 bis 01. Januar 2019
- Erhöhung der Arbeitszeit von 37,5 auf 40 Std/Woche
- Erhöhung der Vergütung um 6,67 % in der Laufzeit
- Mitarbeiter/-innen in Teilzeit / Altersteilzeit sind vom Arbeitszeitkorridor nicht betroffen
Gemäß Gesamtbetriebsvereinbarung „Langzeitkonto“ haben alle Mitarbeiter/innen die Möglichkeit, anstelle der erhöhten Vergütung die Buchung der erhöhten Arbeitszeit (2,5 Std/Wo) auf das Langzeitkonto zu wählen.
Der Arbeitgeber hat zugesagt, während der Laufzeit des Arbeitszeit-Korridors die Personallücke zu schließen.
Dies bedeutet, die Erhöhung des Personals im Bereich HAM T/CE und FRA T/CE um mindestens 120 BJ Eigenpersonal (produktiv und unbefristet) bis zum 31. Januar 2019 auf 1.150 BJ (Vollzeitkapazitäten).
Es wurde zudem vereinbart, dass die Aufstockung des Eigenpersonals durch die Übernahme von 70 Leiharbeitnehmer/innen, insbesondere der ehemaligen Ausbildungsabsolventen, erfolgen soll. Ebenso soll Personal entsprechend qualifiziert werden.
Die ver.di GFTK LHT/IT wird Ende November 2018 die Wirkung der getroffenen Vereinbarungen bewerten und ggf. beraten, ob weitere Maßnahmen erforderlich sind.
Die Betriebsräte an den jeweiligen Standorten Hamburg und Frankfurt sind nun verpflichtet, die ebenfalls betroffenen Betriebsvereinbarungen „Flex / Gleitarbeitszeit“, „Langzeitkonto“ und insbesondere „Saisonalisierung“ umzusetzen und bei Bedarf entsprechend der Forderungen der Kollegen/innen mit dem Arbeitgeber neu abzustimmen.
Mit dem Arbeitgeber wurde auch die ungleiche Nutzung des Arbeitszeit-Korridors im Bereich Triebwerke (39,5 Stunden ohne Lohnausgleich) diskutiert. Die GFTK steht für Verhandlungen gerne zur Verfügung um den Betriebsfrieden zu sichern.
Vertrauensleute gesucht!
Damit wir die Anliegen der Belegschaft noch besser vermittelt bekommen, wollen wir den Kreis der Vertrauensleute erweitern, die über die aktuelle Situation berichten und die Kollegen/innen über den jeweiligen Status informieren können.
Die Vertrauensleute der VL und ver.di treffen sich regelmäßig in Frankfurt. Bitte sprecht die VL/ver.di Kollegen/innen oder unsere VL/ver.di Betriebsratsmitglieder hierzu an. Sprecher der Vertrauensleute in Frankfurt ist Siggi Seeger.
Ebenso sind Gäste auch in der VL-Vorstandssitzung herzlich willkommen.
Die Termine hierzu finden sich auf der VL-Homepage.