Arbeitnehmer fühlen sich gehetzt
Viele Beschäftigte haben keinen Einfluss auf die Arbeitsmenge, die sie erledigen müssen. Mehr als die Hälfte leidet laut einer Studie unter Hektik und Zeitdruck.
Zum Beispiel auf dem Vorfeld in Düsseldorf ist das Geschäft, seitdem Eurowings auch ihre Langstreckenflugzeuge dort beheimatet hat, sehr hektisch, der Stressfaktor für Arbeitnehmer hoch. Kurze Bodenzeiten, große Arbeits- und Wartungspakete in kurzen Standzeiten, alles soll möglichst pünktlich fertiggestellt werden. Kommt es zu Verzögerungen, muss sich der verantwortliche Techniker rechtfertigen, warum das Paket nicht pünktlich fertig wurde. Stresslevel jenseits der 100%.
Was eventuell darunter leidet, ist die Qualität. Wann es auch die Sicherheit beeinträchtigen könnte, ist wohl nur noch eine Frage der Zeit. Zu wünschen wäre es uns natürlich nicht und es bleibt nur auf die Einsicht und Vernunft der Führung zu hoffen.
Dies ist mal ein kurzes Beispiel aus unserem Alltag in der Wartung. Aber, es gibt noch viele Berufe in Deutschland, welche mit den gleichen Missständen zu kämpfen haben
Großer Stress bestimmt den Alltag von Millionen Arbeitnehmern in Deutschland. Das belegt der DGB-Index „Gute Arbeit 2018“ unter 8.000 Beschäftigten. Wer besonders viel mit Kundinnen und Kunden, Patientinnen und Patienten oder etwa als Erzieherin oder Erzieher mit Kindern zu tun hat, beschäftigt sich auch im Feierabend teilweise noch damit.
Bundesweit fühlen sich laut der Befragung 52 Prozent der Beschäftigten sehr oft oder oft bei der Arbeit gehetzt und unter Zeitdruck. Fast jede und jeder Dritte klagt darüber, dass oft verschiedene Anforderungen an sie oder ihn gestellt werden, die schwer miteinander zu vereinbaren sind. Zwei von drei Beschäftigten sagen, sie hätten gar keinen oder kaum Einfluss auf die Arbeitsmenge, die sie erledigen müssen. Nur jeder Zweite hat nach eigenen Angaben Einfluss auf die Gestaltung seiner Arbeitszeit.
Beschäftigte, die sehr oft mit Menschen zu tun haben, die nicht zum Betrieb gehören – etwa Patienten, Klientinnen oder Kunden – müssen besonders anspruchsvolle Umstände bewältigen: Nach eigenen Angaben müssen 38 Prozent von ihnen sehr oft oder oft die eigenen Gefühle bei der Arbeit verbergen. Fast jede Fünfte steht oft Konflikte oder Streitigkeiten mit den Menschen durch, mit denen sie arbeitet. Eine herablassende Behandlung durch andere erlebt mehr als jeder Zehnte sehr oft oder oft.
Ungefähr jeder Zehnte muss seinen Kunden Produkte oder Leistungen anbieten, von denen er selbst nicht überzeugt ist. Diese Probleme betreffen sehr viele Menschen. Denn 63 Prozent der Beschäftigten arbeiten sehr oft oder oft mit anderen Menschen außerhalb des Betriebs zusammen. Die gute Seite: 74 Prozent dieser Beschäftigten sind der Meinung, dass ihre Arbeit in hohem Maß gesellschaftlich nützlich sei, beklagen aber, dass die besonderen Anforderungen ihrer Arbeit beim Einkommen gar nicht oder nur in geringem Maße berücksichtigt würden.
Frank Bsirske (ehemaliger ver.di-Vorsitzender) forderte daher eine bessere Vergütung für Beschäftigte in fast allen Dienstleistungsberufen. Es brauche mehr Personal, eine realistische Leistungssteuerung, Weiterbildung und Coaching sowie Chancen für Regeneration und Erholung, sagte der ver.di-Chef. Mit Blick auf die Beschäftigten insgesamt stellte DGB-Chef Reiner Hoffmann fest: "Psychische Belastungen und Arbeitsstress haben durch den digitalen Wandel zugenommen." Dieser Trend müsse umgekehrt werden. Nötig sei eine humane Arbeitsgestaltung, die den Gesundheits- und Arbeitsschutz stärke und die Beschäftigten entlaste.