AEI Kongress 2016 Reykjavik
Der 44. Kongress der Aircraft Engineers International (AEI) fand vom 10. bis 14. Oktober 2016 in Reykjavik (Island) statt und war geprägt von internen Veränderungen. Zum einen wurde der AEI ein ständiger Sitz im EASA Advisory Board angeboten, dort sollte die Veränderung von Fred Bruggeman geregelt werden. Fred Bruggeman ist langjähriger Secretary General der AEI und eine der treibenden Kräfte innerhalb dieser internationalen Organisation.
Der Kongress startete, wie alljährlich, mit den Nacharbeiten und offenen Punkten aus dem letzten Kongress in Seattle/USA. Die Mitglieder hatten ihre Aufgaben zügig erledigt, so ging es direkt zur Feststellung der anwesenden Mitglieder und Gewerkschaften über. Es waren internationale Vertretungen aus Australien, Zypern, Frankreich, Deutschland (BPvL und Thomas Brand für Vereinigung Luftfahrt), Island, Norwegen, Schweden, Türkei, Großbritannien, USA und Zimbabwe anwesend. Neu waren Beobachter und ggf. zukünftige Mitglieder aus Pakistan.
Ahmed Mohamed (Secretary Europe) berichtet von den negativen Auswirkungen auf das Instandhaltungspersonal durch die kommenden TATFTA/ TTIP- und CETA-Abkommen.
Er berichtete auch, dass die nationalen europäischen Gewerkschaften sehr zurückhaltend mit dem Aushändigen von Daten über Unfälle und Zwischenfällen beim Vor- und Nachbereiten von Instandhaltungsarbeiten seien. Es würden, wie er berichtete, nicht die vorgeschriebenen Prozesse und Verfahren eingehalten, meist durch mündliche Vorgaben der Vorgesetzen über sogenannte „short cuts“ Arbeiten schneller auszuführen oder durch nicht Berechtigte ausführen zu lassen. Die Mitarbeiter führen diese Vorgaben durch, oft aus Angst, ansonsten ihren Job zu verlieren.
Im Anschluss wurde der Finanzbericht über die Zahlen 2015 und den aktuellen Status 2016 des Kassierer, Mustafa Bucan ÇOLAK, durch den Auditor Norbert Beuning, BPvL; als ordnungsgemäß bestätigt.
Es gab unter dem weiteren Punkt - Proposal -, Vorschläge und Diskussionen zur Umgestaltung des AEI Executive Board. Das aktuelle AEI EB soll die hierarchische Struktur eines Konzerns bekommen. Es wurde vorgeschlagen, einen Präsidenten für repräsentative und einen CEO für die gewerkschaftlichen Tätigkeiten einzuführen. Der CEO soll Unterstützung durch einen Executive Administrator erhalten. Die Verteilung der Aufgaben innerhalb des EB soll durch dieses selbst geregelt werden. Die Abstimmung darüber erfolgt in 2017.
Der türkische Kollege brachte eine Präsentation mit dem Titel „HOW EASA PART 66 WAS BY-PASSED“ mit. In der Präsentation wurde erklärt, welche zwei Vorgaben (Basic Training und Experience) man erfüllen muss, um eine EASA Part 66 Lizenz zu erhalten. Im EASA Part 147 (Technische Schule) wurde darauf hingewiesen, dass die Fragen durch den Prüfer geheim zu halten sind und wenn es zu Unregelmäßigkeiten kommt, der Prüfer samt Prüfergebnisse zu disqualifizieren sind. In der weiteren Präsentation zeigte er auf, dass es Flugzeugwartungsfirmen außerhalb der EASA gibt, die sich durch EASA zertifizierte 147 technische Schulen prüfen lassen, sogenannte approved examination. Diese sind der Nachweis für ein erfolgreiches Basic Training. Diese approved examination werden von griechischen, französischen, deutschen und schweizer Schulen im Ausland angeboten. Hierbei gab es Unregelmäßigkeiten. Es wurden Verträge angeboten, die mit einem Aufschlag von 300€ garantierten, dass die approved examination erfolgreich verliefen. Der griechischen Schule HATA wurde zwischenzeitlich bereits die Zulassung entzogen. Die EASA hat diese Situation erkannt und versucht durch neue Regularien, die Möglichkeit von „by-passed“ zu verhindern.
Als weiteres Problem wurde das Anerkennen von nationalen Qualifikationen außerhalb der EASA erkannt. Es wurde aufgezeigt, dass die griechische Luftfahrtbehörden über 1000 türkische High School Diplome als relevante Ausbildungen anerkannte und auf deren Basis Lizenzen erteilte. Diese Beispiele zeigen auf, dass verschiedene Aufgaben entweder wieder zurück zur EASA müssten, wie zum Beispiel das Prüfen von approved basic examination in NON-EASA Staaten oder die EASA muss mit mehr Auditoren, die nationalen Luftfahrtbehörden innerhalb der EASA besser überwachen.
Vangelis Demosthenous von der cyprischen Trainingsorganisation KRATIS zeigt in einem Workshop auf, wie man im Falle von Human Factors über einen Root Cause an die Wurzel der Fehler kommt. Vielfach stecken hinter den „dirty dozend“ weitere Ursachen für menschliches Fehlverhalten. www.kratisconsulting.com
Der Kongress wurde am Donnerstagabend mit einem gemeinsamen Essen geschlossen. Dabei wurde das VL Gastgeschenk an den Kongressausrichter FVFI aus Island überreicht. Der nächste AEI Kongress findet 2017 in Lissabon / Portugal statt.